Betreff:
Bewegungserziehung
im Kindergarten
Anlage(n):
Mitzeichnung
Beschlussvorschlag:
Kenntnisnahme.
Beratungsfolge:
Vorlage an
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zur
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Sitzungsart
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Sitzungsdatum
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Beschluss
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Sozialausschuss
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Kenntnisnahme
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öffentlich
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13.07.2011
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Sachdarstellung und
Begründung:
Hintergründe:
In den Orientierungsplänen für
Kindergärten wird dem Thema Sport, Bewegung und Körper ein zentraler
Stellenwert zugeschrieben: „In keinem Lebensabschnitt spielt Bewegung eine so
große Rolle wie in der Kindheit und zu keiner Zeit sind körperlich-sinnliche
Erfahrungen so wichtig. Bewegung, ausgewogene Ernährung und ein positives Selbst-
und Körperkonzept sind Motoren für die gesamte körperliche, soziale, psychische
und kognitive Entwicklung des Kindes. Untersuchungen haben ergeben, dass sich
die psychomotorischen Fähigkeiten, wie Geschicklichkeit, Gleichgewichts- und
Orientierungssinn und die Koordination deutlich verschlechtert haben. Das
heißt, dass Kinder das Gefühl für ihren Körper nicht genügend entwickelt und
eine schlechte Kondition haben. Das wirkt sich auf die Schnelligkeit und die
Anstrengungsbereitschaft negativ aus. So ist es keine Ausnahme mehr, wenn
Kinder keinen Ball mehr fangen können, nicht mehr auf einem Bein stehen, nicht
hüpfen und nicht rückwärts gehen können. Viele Kinder können nicht mehr auf
einem Balken balancieren. Mangelnde Bewegung, ungesunde Ernährung und
Übergewicht können zu chronischen Erkrankungen führen“ (Baden-Württemberg
Ministerium für Kultus, Jugend und Sport, 2011, S. 38).
Bewegungserziehung im Kindergarten
dient nicht der möglichst frühzeitigen Vorbereitung auf sportliche Aktivitäten.
Sie ist vielmehr grundlegender Bestandteil einer frühkindlichen Erziehung,
deren Ziel eine gesunde, harmonische Persönlichkeitsentwicklung des Kindes ist.
Ziele:
Die Bewegungserziehung in den
städtischen Kindergärten soll verbessert werden, bzw. das gute Niveau aufrecht
erhalten bleiben. Erzieher/innen, Eltern und auch die Kinder sollen für dieses
Thema sensibilisiert werden. Es sollen möglichst viele Kinder auch außerhalb
des Kindergartenalltags langfristig zu Sport und Bewegung gebracht werden, um
damit die Grundlage für ein zukünftiges bewegtes Leben zu schaffen.
Es
soll eine individuelle Vorgehensweise stattfinden, wobei vor allem auf die
Besonderheiten in den einzelnen Einrichtungen eingegangen wird. Trotzdem soll
aber ein gewisser Standard in allen Einrichtungen erzielt werden:
Ø Ein- bis zweimal wöchentlich
angeleitete Bewegungsstunde mit Raum- und Kleiderwechsel, die geplant und
strukturiert durchgeführt wird, aber dennoch offen für Interessen und Ideen der
Kinder ist.
Ø Darüber hinaus auch mehr Bewegung in
den Kindergartenalltag integrieren und den Kindern möglichst oft die
Gelegenheit zu offenen Bewegungsangeboten geben (Spiele mit Bällen, Klettern,
vorzugsweise im Freien; Bewegungsspiele
im Stuhlkreis; Spaziergänge und Ausflüge in die Natur)
Ø Teilnahme an sportlichen
Aktionstagen und Events, wie z.B. Kindergartensportfest, Stadtlauf)
Ø Strukturelle Verbesserungen in den
Kindergärten schaffen (Abbau von Bewegungshindernissen; nach freien Räumen
suchen in denen Bewegungsstunden angeboten werden können; Anschaffen von
Kleingeräten und Organisation von Alltagsmaterialien)
Bisherige Vorgehensweise:
Es wurde eine Bestandsaufnahme in
den Einrichtungen durchgeführt. Hierzu wurde ein persönliches Gespräch mit
Verantwortlichen der Einrichtung geführt, bei dem mit Hilfe eines Fragebogens
der Ist-Zustand abgefragt wurde. Zum Beispiel welche Formen der
Bewegungserziehung werden angeboten (angeleitete Bewegungsstunden,
Rhythmikübungen, Fang- oder Ballspiele, Fußgymnastik, Spaziergänge/Ausflüge);
wie sehen die strukturellen Möglichkeiten aus (Bewegungsraum, Außengelände,
Kleingeräte und Materialien); wo gibt es Unterstützungsbedarf. Außerdem wurde
bei Bedarf das Konzept und die Angebote der Kindersportschule erläutert.
Durch Hospitation bei konkreten
Bewegungsstunden wird die Qualität der Bewegungsstunden in den Einrichtungen
überprüft. Außerdem dient die Hospitation auch zur Sammlung von Eindrücken und
Anregungen und erste Hinweise und Tipps werden gegeben.
Die Fragebögen und Bewegungsstunden
wurden ausgewertet und es wird herausgefiltert wo Handlungsbedarf besteht. Je
nach Sachlage sind verschiedene Problemlösungen möglich:
Ø Fehlendes Personal: Einsatz durch Sportlehrer
anbieten, Zusammenlegung der Bewegungsstunden mit anderen Kindergärten bei
Turnhallennutzung
Ø Fehlender Raum: Zusammenlegung mit anderen
Kindergärten, Suche nach freien Räumen, Angebot für Bewegungserziehung in
Alltagsräumen entwickeln
Ø Fehlende Ideen: Schulung der Erzieherinnen und
Handlungskatalog mit Ideen geben, oder auch Schnupperstunden in Kindersportstunden
anbieten à wie kann eine Bewegungsstunde
aussehen, wie kann mehr Bewegung in den Kindergartenalltag integriert werden.
Ø Bewegungsauffällige Kinder: Gestaltung
eines Bewegungsangebots für bewegungsauffällige Kinder in Kooperation mit
anderen Kindergärten mit Hilfe der Sportlehrer (z.B. Psychomotorikstunden von
Andreas Gorka und Tamara Unger-Marquardt)
Ø Fehlende Qualität: Anbieten von Fortbildungen,
Einladung zu Schnupperstunden in Kindersportschulgruppen.
Ausschnitt von Ergebnissen der
Bestandsaufnahme:
Ø Die strukturellen Bedingungen sind
in fast jeder Einrichtung vorhanden. Es gibt aber deutliche Unterschiede in
Größe und Ausstattung der Bewegungsräume und des Außengeländes.
Ø Bewegungserziehung wird in allen
befragten Einrichtungen umgesetzt. Vor allem auf Alltagsbewegung wird sehr viel
Wert gelegt.
Ø Bei den angeleiteten
Bewegungsstunden gibt es größere Unterschiede. Einige Einrichtungen bieten
mehrmals wöchentlich angeleitete Bewegungsstunden an. In anderen Einrichtungen
höchstens einmal pro Monat. Teils finden sie wegen Raummangel oder wegen
Personalmangel nicht statt. In sehr vielen Einrichtungen besteht der Wunsch
nach mehr Hallenkapazitäten, da es in großen Hallen mit vielen Materialien ganz
andere Möglichkeiten für Bewegungsstunden gibt und dies den Kindern ganz andere
Möglichkeiten bietet Bewegungen zu erleben.
Ø Teilweise ist Bewegungserziehung
Schwerpunkt in einigen Einrichtungen und es wurden oder werden verschiedene
Projekte durchgeführt. Z.B. Teilnahme am Projekt „Gesundes Boot“.
Weiteres Vorgehen
Die Erzieher/innen sollen
unterstützt werden Bewegungsfreude zu vermitteln. Dafür werden verschiedene
Maßnahmen durchgeführt. Ziel ist es, dass auch die Erzieherinnen Freude an der
Bewegung gewinnen. Die Sportlehrer der Kindersportschule stehen für alle Fragen
der Bewegungserziehung zur Verfügung. Bei Bedarf können die Erzieher/innen bei
Sportstunden der Kindersportschule hospitieren.
In Kooperation mit den Erzieherinnen
wird die Kindersportschule Elternabende in den Einrichtungen anbieten. Es sollen
dabei mehrere Einrichtungen zusammengefasst werden. Inhaltlich wir die
Bedeutung von Bewegung für die kindliche Entwicklung vermittelt; die
Sportlehrer stellen das Konzept und die Angebote der Kindersportschule vor und
den Eltern sollen Ideen für mehr Bewegung im Alltag mitgeben werden. Zur
Motivation und als Beispiel soll auch ein praktischer Teil in die Elternabende
integriert werden.
Es soll ein Aktionstag angeboten
werden, den die Sportlehrer der Kindersportschule organisieren, bei dem sich
Kinder und Eltern gemeinsam sportlich betätigen können und damit einen
spielerischen und spaßorientierten Zugang zur Bewegung erfahren.
Die Sportlehrer der
Kindersportschule bieten in den Einrichtungen beispielhafte Bewegungsstunden
an, die als Anregung für die Erzieherinnen dienen sollen.
Für die Erzieherinnen werden
praxisorientierte Fortbildungen zum Thema Bewegungserziehung angeboten. Hierzu
werden externe Referenten hinzugezogen.
Weiterhin wird ein Handbuch bzw.
Heft mit konkreten Stundenbeispielen entwickelt. Hierfür werden die
Einschränkungen in den Einrichtungen berücksichtigt (kleine Räume, wenig Geräte
und Materialien, viele Kinder). Dieses Handbuch bzw. Heft wird nach
Fertigstellung den Erzieherinnen vorgestellt, ausgehändigt und anhand konkreter
Beispiele praktisch verdeutlicht.
Für die Erzieherinnen werden
Maßnahmen zur Schulung von rückengerechtem Verhalten im Erzieherinnenalltag
angeboten.
Zeitplan für weiteres Vorgehen:
Ø bis Ende Juli: Beurteilung der angeleiteten
Bewegungsstunden in den Einrichtungen
Ø August - Oktober 2011: Verschriftlichung des
Handbuchs/Heftes mit konkreten Beispielen für Bewegungsstunden
Ø September und Oktober 2011: Anbieten von
Elternabenden in den Einrichtungen.
Ø Ende Oktober / Anfang November 2011: Fortbildungen für Erzieherinnen (eventuell durch externe Kräfte).
Vorstellung und Übergabe des Handbuchs/Heftes à praktische Umsetzung von Beispielen zur Konkretisierung der Inhalte.
Ø ab November 2011: Durchführung von Beispielstunden in
den Einrichtungen
Ø Ende Februar/Anfang März 2012: Weitere Gespräche mit den
Einrichtungen über aktuelle Lage, hat sich was verbessert durch die
Unterstützung der Kindersportschule, wie sehen Entwicklungen der Kinder
aus.
Ø März/April 2012: nochmalige Überprüfung der Qualität
der Bewegungsstunden. Kontrolle, ob Hinweise und Hilfen angenommen wurden und
bei Bedarf weitere Tipps geben.