Vorlage-Nr.:

290/2010

Az.:

202.02 Irmgard Sedler

Datum:

14.07.2010



Bürgermeisteramt

 

 

 

Sitzungsvorlage öffentlich

 

 

 

Gremium:

Gemeinderat

Am:

22.07.2010

 

 

Betreff:

Erweiterte Museumskonzeption für das Museum im Kleihues-Bau

 

 

Anlage(n):

Mitzeichnung

 

 

Beschlussvorschlag:

1. Das erweiterte Museumskonzept zustimmend zur Kenntnis zu nehmen.

2. Die Verwaltung zu beauftragen, die frei werdenden Räume im 1.OG gemäß der

    vorgelegten erweiterten Museumskonzeption zu betreiben.

 

Beratungsfolge:

 

Vorlage an

 

zur

 

Sitzungsart

 

Sitzungsdatum

 

Beschluss

 

 

 

 

 

Gemeinderat

Beschlussfassung

öffentlich

22.07.2010

 

 

 

 

Finanzielle Auswirkungen

HHJ

Finanzposition

Betrag

Plan

Erläuterungen

 

 

 

 

 

2011

1.3210.5860

20.000,00

Üpl

zusätzliche Ausstellungskosten

 

 

 

 

 

2011

1.3210.4000

7.000,00

Üpl

zusätzliche Kosten Honorarkräfte

 

 

 

 

 

2011

1.3210.5880

10.000,00

Üpl

Zusätzliche Kosten Rahmenprogramm

 

 

 

 


 

 

Sachdarstellung und Begründung:

 

I. Erweitertes Museumskonzept für das Museum im Kleihues-Bau

 

Seit seiner Eröffnung im Jahr 1990 hat das Museum im Kleihues-Bau im großen Ausstellungsraum im Erdgeschoss über 70 Kunstausstellungen einem Besucherpublikum von knapp einer viertel Million Kunstinteressierten dargeboten. Seit 2003 kamen über 90.000 Besucher in die Galerie. Jährlich steigende Besucherzahlen und ein überregionales Echo in der Presse (Ausstellungskalender FAZ, Zeitschrift „Vernissage“, die Zeit, die Welt u. a.) belegen seit der Wiederaufnahme des Museumsbetriebes im Jahr 2003 ein immer deutlicheres Wahrnehmen des Hauses in der Öffentlichkeit. Dieser Wahrnehmung aufgrund qualitativer Museumsarbeit hat sich unsere Arbeit im Kleihues-Bau verschrieben, wohl wissend, wie fragil das neu gewonnene Vertrauen der kunstorientierten Öffentlichkeit nach der Zwangspause von 2000 – 2003 ist.

 

Bewährt hat sich in diesem Zeitraum auch die thematische Konzeption für die Ausstellungstätigkeit des Hauses. Diese umfasst die Bereiche: Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts (regional und überregional), Kunstfotografie, satirische Malerei und Comic. In größeren Abständen stehen kulturgeschichtliche bzw. stadtgeschichtliche Aspekte im Vordergrund der Präsentationen: Anhand exemplarisch ausgesuchter Themenbereiche zur Kornwestheimer Geschichte (Schuhe, Eisenbahn, Kindheit, Bahnhofstraße, Gastarbeiter) konnten so Fallstudien zu wichtigen historischen oder aber zeitgenössischen gesellschaftlichen Aspekten erarbeitet und gezeigt werden, die neben Kornwestheimern auch ein Publikum von außerhalb angesprochen haben. Das überregionale Echo (siehe Ministerbesuch zur Eisenbahnausstellung in Kornwestheim) spiegelt sich auch in dem Export zahlreicher Ausstellungen in Museen des In- und Auslandes wider. Zu vielen dieser Präsentationen wurde auch jeweils eine Publikation vorgelegt.

 

Letztlich hat die Schenkung Henninger und der Aufbau der Sammlung Glaser im Zeitraum 2003 – 2010 auch eine Änderung im Status des Hauses gebracht. Bis 2004 ist die Galerie beim Württembergischen Museumsverein als „Ausstellungshaus“ geführt worden, heute hat sie den Status eines Kunstmuseums. Daraus ergibt sich die Verpflichtung, im Laufe der Jahre wiederholt Langzeitausstellungen (1 Jahr dauernde) mit Werken aus dem eigenen Bestand zu präsentieren.

 

Die Erfolge des Hauses bestärken uns an der Festhaltung des seit 2003 festgelegten Museumskonzeptes, welches sich mit den Möglichkeiten der städtischen Vollnutzung des Hauses nach Schließung der Ausstellung „Nagel“ bietet und sich

dementsprechend noch in Richtung Kultur- und Stadtgeschichte ausbauen lässt.


 

Räumliche und inhaltliche Nutzung

 

1. Ausstellungsraum Erdgeschoss (375 qm):
Wechselausstellungen etablierte Kunst (Dauer; je drei Monate)

2. Ausstellungsraum Obergeschoss (315 qm):
Langzeitausstellungen zu Kulturgeschichte, Stadtgeschichte oder aber aus dem hauseigenen Kunstbestand (Dauer: zwischen 6 Monaten bis zu einem Jahr).

Für die Jahre 2011-2013 haben wir für das Obergeschoss folgende Ausstellungen angedacht, bzw. in Vorbereitung genommen:

 

2011 – von Anfang März bis Ende März

„Hommage à Uli Zeh. Schülerarbeiten des Ernst Sigle-Gymnasiums“, Doppelausstellung (Uli Zeh stellt gleichzeitig im Erdgeschoss aus).

 

2011 – von April bis Oktober

HAP Grieshaber. Der Kreuzweg der Versöhnung
(in Erwartung einer großzügigen Dauerleihgabe)

 

2011 November – 2012 Oktober

„Jakob Sigle zum 150. Geburtstag“.

                                                                                             

2013 „Das Gedächtnis der Häuser.
Hausgeschichten
aus dem Alten Dorf“

2013 bis 2014.
Manfred Henninger
(Ausstellung anlässlich der Präsentation des Kataloges zum Kornwestheimer Kunstbestand Henninger).

 

3. Versammlungssaal

Bevorzugt wird mittelfristig eine ausschließlich in städtischer Trägerschaft vorgenommene kulturelle Nutzung des Raumes mit Intensivierung der museumspädagogischen Arbeit, dazu musikalisch, literarisch-kulinarischer Rahmenprogramme; ein weiterer Akzent soll, wie 2009 begonnen, auf Kinderprogrammen liegen.

 

Weitere Räumlichkeiten im Untergeschoss (großer Raum unter dem Versammlungssaal) müssen erst über Langzeitmessungen auf ihre klimatischen Verhältnisse untersucht werden, ob sie überhaupt als Museumsdepots tauglich sind).


 

II. Finanzieller Mehraufwand pro Haushaltsjahr für den Betrieb

 

Ausstellungen (Aufbau, Transport, Versicherungen, Werbung)                        20.000 €

Rahmenprogramme                                                                                               10.000 €

Werkverträge Museumspädagogen (Kinderprogramme)                                   5.000 €

Zusätzliche Aufsicht – 2 Personen im Wechsel auf Stundenlohnbasis              2.000 €

Insgesamt                                                                                                                37.000 €

 

 

III. Bausanierung

 

Zwecks Ausstellungsbeginn im Februar müssen diverse Renovierungsarbeiten getätigt werden (Maler-, Elektoinstallations-, Bodenbelagsarbeiten.  Z. B. muss der Ausstellungsraum und der Treppenraum im Obergeschoss neu gestrichen werden, das Sonnenrollo auf seine Funktionalität /Verdunklung geprüft, die Lichtleisten und das Deckenlicht überprüft, der Zustand des Teppichbodens untersucht werden). Die vom Bauamt noch zu veranschlagten Renovierungskosten werden im Haushalt 2011 angemeldet.

 

IV. Fazit

 

Der Kleihues-Bau mit seiner ausgeprägt anspruchsvollen musealen Bauausrichtung fordert ein nuanciertes, wohl überlegtes Präsentationskonzept, da er eine Erwartungshaltung beim Publikum weckt, die nicht enttäuscht werden sollte. Daran sind die privaten Aussteller von 2000 – 2003 gescheitert. Auch die abnehmenden Besucherzahlen des Nagel-Museums lassen sich z. T. aus dieser Perspektive erklären.

 

Gleichzeitig ergibt sich aus der jetzigen Situation der Vollnutzung der Galerie durch die Stadt, die Möglichkeiten des Baues für ein verstärktes Werben auch für die Stadtgeschichte einzusetzen. Synergieeffekte mit den Kunstausstellungen im Hause würden ein Publikum von außerhalb, das zu den Kunstevents kommt, mit einbeziehen. Solches fordert, wie oben beschrieben, anspruchsvolle Sonderausstellungen zu stadtgeschichtlichen Themen im Wechsel. So gesehen, kann das neue Konzept ein Baustein in Richtung der musealen Aufarbeiten der Stadtgeschichte sein hin in Richtung einer Institution Stadtmuseum mit geräumiger Dauerausstellung und Besucherrundgang, eigenen Depots, welche der Kleihues-Bau nicht leisten kann.

 

Neben den stadtgeschichtlichen Ausstellungen im Kleihuesbau kann während der Bauphase des Kulturzentrums überlegt werden, ob zukünftig Grunddaten der Stadtgeschichte in einer Dauerausstellung im Foyer des Kulturzentrums präsentiert werden. Dieser historische Überblick könnte auf die verschiedenen Ausstellungsräume in Kornwestheim hinweisen, die es an verschiedenen Orten in der Stadt gibt. Eine Vernetzung dieser Dauerausstellung mit den dezentralen Ausstellungsorten oder Kulturdenkmälern könnte ein Kulturweg durch die Stadt sein, der die Besucher durch die Stadt führt.


 

Dieser komplementäre Kulturweg ist im öffentlichen Raum angedacht, der über wichtige Informationen zur Stadtgeschichte von einer Station zur anderen führt. Text und Fotos auf farbigen Säulen weisen den Weg. (Das Museum im Kleihues-Bau hat hierin Erfahrung. Die Leiterin Frau Dr. Sedler hat den Kulturweg für die Stadt Gundelsheim am Neckar erarbeitet). Über diesen Kulturweg lassen sich die einzelnen wichtigen musealen Stationen und denkmalgeschützten Bauten in der Stadt zu einem auch im Raum wahrnehmbaren kulturellen Netzwerk verbinden und wichtige historische Fakten jedem Menschen auf der Straße vermitteln.
(Museum im Kleihues-Bau, Neues Kulturzentrum, Bonatzbau Rathaus, Schulmuseum, Alter Friedhof, Lehrstellwerk, SALAMANDER-Bau, Bahnhof mit seinen drei Bahngebäuden, Schafhof, Alte Schmiede, Evangelische Kirche, Hammerschmiede, historische Fachwerkbauten im Alten Dorf u. a. mehr). Dabei kann das Kulturzentrum mit einer kleinen Zusammenfassung der Präsentation als Startpunkt dienen.

 

 

 

 

 

 


Anlagen:

Nicht alle Anlagen sind öffentlich. (Internet)