Vorlage-Nr.:

126/2013

Az.:

4 Karl-Heinz Haegele

Datum:

02.04.2013



Bürgermeisteramt

 

 

 

Sitzungsvorlage

 

 

 

Gremium:

Verwaltungs- und Finanzausschuss

Am:

11.04.2013

 

 

Betreff:

Sachstandsbericht über die Umsetzung der Dienstanweisung zum Kauf fairgehandelter Waren

 

 

Anlage(n):

Mitzeichnung

Dienstanweisung zum Kauf fairgehandelter Waren

 

 

Beschlussvorschlag:

Den Sachstandsbericht der Verwaltung zur Kenntnis zu nehmen.

 

Beratungsfolge:

 

Vorlage an

 

zur

 

Sitzungsart

 

Sitzungsdatum

 

Beschluss

 

 

 

 

 

Verwaltungs- und Finanzausschuss

Kenntnisnahme

öffentlich

11.04.2013

 

 

 

Finanzielle Auswirkungen

Entfällt

 

Deckungsvorschlag:

Entfällt

 


Sachdarstellung und Begründung:

 

 

Ausgangssituation:

Die damalige Fraktion Bündnis 90/Die Grünen/Bürger für Bürger hatte im Rahmen der Etatberatungen zum Haushalt 2008 beantragt:

 

Die Vergabepraxis der Stadt dahingehend zu ändern, dass kein Einkauf von Produkten aus ausbeuterischer Kinderarbeit mehr stattfindet.

 

Das damalige Haupt- und Personalamt hat den Antrag bearbeitet. Nach Vorberatung im Verwaltungs- und Finanzausschuss hat der Gemeinderat in seiner Sitzung am 24.06.2008 folgenden Beschluss gefasst:

 

  1. Bei Beschaffungen und Ausschreibungen sollen künftig nur Produkte Berücksichtigung finden, die ohne ausbeuterische Kinderarbeit im Sinne der ILO-Konvention 182 hergestellt wurden.
  2. Von der von der Verwaltung aufgrund der Vorgabe nach Ziff. 1. zu erlassenden Dienstanweisung sowie von den Informationsschreiben an die Beschäftigten und die Geschäftspartner/innen Kenntnis zu nehmen.

 

Stand der Umsetzung:

Die Beschäftigten der Stadt wurden über den Beschluss informiert und angewiesen, die hierzu erlassene Dienstanweisung zu beachten. Außerdem wird stetig weiter daran gearbeitet u.a. durch Hinweise in Besprechungen die Beschäftigten zu sensibilisieren.

 

Vom damaligen Hauptamt wurden seinerzeit sämtliche in Kornwestheim ansässigen Gärtnereien/Blumenfachgeschäfte angeschrieben und um Vorlage der entsprechenden Nachweise bzw. Bescheinigungen gebeten. Diese liegen von allen Geschäften vor.

 

Der gesamte Kaffeebedarf für Sitzungen und Besprechungen wird seit Jahren über den in Kornwestheim ansässigen Karibu Weltladen Kornwestheim beschafft.

 

Bei Sitzungen und Empfängen werden entweder Fruchtsäfte aus der Region oder solche bereitgestellt, bei denen der Lieferant durch Erklärung versichert hat, dass das gelieferte Produkt ohne ausbeuterische Kinderarbeit im Sinne der ILO-Konvention 182 hergestellt oder verarbeitet wurde.

 

Ganz aktuell wurde bei der Markungsputzete am 23.02.2013 an die Helferinnen und Helfer bei der Rundfahrt fair gehandelte Süßigkeiten ausgegeben.

 

Die bisherigen Süßgetränke „Coca-Cola und Fanta“ wurden schon vor Jahren durch heimische Produkte wie „Südkola“ und „Zitronenstolz“ ersetzt. Als Mineralwasser wird „Bodenseewasser“ oder „Landeswasser“ gereicht.

 

Bei Ausgabe von Präsentkörben aus besonderen Anlässen wird i.d.R. auf Produkte des Karibu Weltladens und/oder auf Eigenprodukte der Kornwestheimer Landwirtschaft und der Region zurückgegriffen.

 

Bei Beschaffung von Dienst- und Schutzkleidung wird von den Firmen entweder die Vorlage entsprechender Nachweise (Zertifikate) oder die nach der Dienstanweisung geforderte Erklärung verlangt. Dies gilt in gleichem Maße auch für die Beschaffung von Sportkleidung durch die Kindersportschule wozu bei Bedarf auch die Beschaffung von Lederbällen zählt. Nach Auskunft des Leiters der Kindersportschule wurden jedoch schon seit längerer Zeit keine neuen Lederbälle mehr angeschafft.

 

In allen Kornwestheimer Schulen wurden die Beschäftigten der Mensen sowie alle Schulleitungen über die Dienstanweisung und deren Inhalte informiert und eine Ausfertigung ausgehändigt.

Die bereits in den Schulmensen tätigen Mitarbeiterinnen bzw. die ganz neuen Kolleginnen, wie beispielsweise diejenigen für die Mensa der Eugen-Bolz-Schule werden bei Mitarbeitergesprächen auf die Einhaltung der DA hingewiesen. Die Essen selbst werden von ortsansässigen Caterern (Jakob-Sigle-Heim bzw. Amt für Landentwicklung und Flurneuordnung) zubereitet und geliefert und nicht von überregional tätigen Schulessen-Lieferanten bezogen. Als Getränk wird Tee (kalt oder warm) zubereitet und gereicht, der entweder über den Karibu Weltladen bezogen oder in anderen Läden eingekauft wird, wobei beim Einkauf in anderen Läden darauf geachtet wird, dass dieser das Fair-Trade-Siegel trägt. Außer Leitungswasser werden sonst keine weiteren Kaltgetränke ausgegeben. Auch bei dem in den Mensen ausschließlich für die Lehrkräfte zubereiteten Kaffee handelt es sich um fair gehandelten Kaffee.

 

Spiel- und Bastelmaterialien werden sowohl für die Kernzeitbetreuung als auch für die Kindergarteneinrichtungen von verschiedenen speziellen Fachfirmen bezogen, die einerseits die für diesen Bereich zwingend vorgegebenen notwendigen Qualitätsanforderungen wie beispielsweise die ausschließliche Verwendung umweltfreundlicher und völlig unbedenklicher Farben und Lacke so wie Kunststoffe einhalten und andererseits bestätigen, dass in der Herstellungskette keinerlei Kinderarbeit erfolgt. Da leider bislang noch nicht von allen Fachfirmen die entsprechenden Erklärungen vorliegen, achtet die Fachabteilung darauf dass bis zur Vorlage der noch fehlenden Bestätigungen nur diejenigen Firmen zum Zuge kommen, von denen die Erklärungen vorliegen.

Der Einkauf von Tee und Lebensmitteln erfolgt jeweils durch die einzelnen Einrichtungen selbst, entweder im Bioladen, auf dem Bauerhof oder in Lebensmittelketten, wobei beim Einkauf in Lebensmittelketten und Supermärkten zunehmend auf Fair-Trade-Produkte geachtet wird, die vermehrt auch in Lebensmittelketten und Supermärkten angeboten werden. Hintergrund dafür, dass nicht ausschließlich nur die etwas teuereren Fair-Trade-Produkte gekauft werden, ist die Einhaltung des finanziellen Budgets im Haushaltsplan.

Auch im Bewohner und Familienzentrum und im Jugendzentrum werden überwiegend Fair-Trade-Lebensmittel eingekauft. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden zuletzt bei den Teamsitzungen im März 2013 nochmals gezielt auf die Einhaltung der Dienstanweisung hingewiesen.

Unabhängig davon fand im Jugendzentrum am 15.03.2013 durch die Jugendhausleitung ein Getränkecontest statt, bei dem alle interessierten Jugendlichen eingeladen waren, bei einer Blindverkostung von verschiedenen Limonadensorten festzulegen, welche Getränkemarken zukünftig ins Sortiment aufgenommen werden sollen. Ziel war es dabei aber auch, den Jugendlichen Alternativen zu den gängigen großen Marken zu bieten und auch beispielsweise regionale Produkte wie „Südkola“ oder „Zitronenstolz“ zu probieren. Leider hat es neben den großen Getränkemarken nur die regionale Limonade „Zitronenstolz“ geschafft als Sieger unter der Kategorie sonstige Limonaden künftig in das Getränkesortiment aufgenommen zu werden.

Allein dieses Beispiel macht deutlich, wie mühevoll und langwierig der Umsetzungsprozess als solcher ist.

 

Im Bereich der Schulsozialarbeit werden in der Regel keine Getränke, Lebensmittel oder Schokolade ausgegeben.

 

Im Fachbereich Tiefbau und Grünflächen, Abteilung Tiefbau sowie im früheren Stadtbauamt wird bei Ausschreibungen in den jeweiligen Leistungsverzeichnissen seit bestehen der Dienstanweisung mit dem nachfolgenden speziellen Zusatz darauf hingewiesen, dass die angebotenen Produkte bzw. Materialien ohne ausbeuterische Kinderarbeit hergestellt werden müssen.

 

 

Hinweis im jeweiligen Leistungsverzeichnis:

 

„KINDERARBEIT:

Laut Beschluss des Gemeinderats der Stadt Kornwestheim vom 24.06.2008 dürfen nur noch Produkte beschafft und eingebaut werden, die nicht durch ausbeuterische Kinderarbeit gem. der ILO-Konvention 182 hergestellt wurden.

Wir fordern Sie auf, bei der Erarbeitung Ihres Angebotes dies zu berücksichtigen. Wir behalten uns vor, ggf. von Ihnen den Nachweis zur Einhaltung der Konvention für angegebene Produkte zu verlangen.“

 

Nach Auskunft des Fachbereiches wird der Beschluss bei der Prüfung von Angeboten, bei denen Produkte und Materialien zum Einsatz kommen, welche nicht aus Deutschland stammen, konsequent umgesetzt (lt. Dienstanweisung Natur- und Pflastersteine).

Aktuelles Beispiel hierzu sind die Granitsteine, die in der Bahnhostraße verbaut wurden. Diese kommen aus den Steinbrüchen in der Provinz Fujian. Es handelt sich dabei konkret um den Steinbruch mit der Bezeichnung G 654. Bei diesem Steinbruch handelt es sich um einen Betrieb, der Fair Stone zertifiziert und registriert ist, was bedeutet, dass in diesem Betrieb keinerlei ausbeuterische Kinderarbeit stattfindet.

Auch wurde beispielsweise bei den kürzlich vergebenen Jahresbauarbeiten 2013/2014 gezielt auf die Einhaltung der Vorgaben geachtet.

 

Sonstige Aktionen und Aktivitäten:

Teilnahme von Herrn Hägele als Referent am Seminar: „Sozialstandards in der öffentlichen Beschaffung“ am 20.11.2009 in Essllingen durchgeführt von DEAB e.V. (Dachverband Entwicklungspolitik Baden-Württemberg e.V.)

 

In Kooperation mit dem Verein Eine Welt Kornwestheim e.V. und der lokalen Agendagruppe in Kornwestheim wurde im Jahr 2009 der sog. „Stadtkaffee“ als fair gehandelter Bio-Kaffee mit dem Rathausturm-Etikett eingeführt. Der Kaffee wird über den Karibu Weltladen Kornwestheim und die Bürgerinformation im Rathausfoyer vertrieben und von der Stadt als Repräsentationsgeschenk ausgegeben, um damit zu zeigen, dass der Stadt das soziale und ökologische Bewusstsein sehr wichtig ist. Die Stadt hat bei der Einführung 100 Packungen abgenommen und die ersten 500 Etiketten finanziert.

 

Im Jahr 2010 hat sich die Stadt mit der „Fairen Woche“ erfolgreich an einer bundesweiten Aktion beteiligt, um das Thema noch mehr in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken.

 

Vom 16. – 27.05.2011 fand durch den Eine Welt Kornwestheim e.V. im Rathausfoyer die Ausstellung „Regenwald, Lateinamerika, Fair Trade“ statt.

 

Abschließend kann gesagt werden, dass seitens der Verwaltung die Umsetzung der Vorgaben und auch die Sensibilisierung der Beschäftigten stetig weiterverfolgt wird, da es sich bei dieser Maßnahme insgesamt um einen dynamischen Prozess handelt, der nie ganz abgeschlossen sein wird.  .

 

 

 


Anlagen:

Nicht alle Anlagen sind öffentlich. (Internet)
1384_001.pdf