Betreff:
Einrichtung
einer Gemeinschaftsschule in der Stadt Kornwestheim
Anlage(n):
Mitzeichnung
Beschlussvorschlag:
1.
In
Kornwestheim wird eine Gemeinschaftsschule eingerichtet.
2. Die Verwaltung wird beauftragt, mit
der Schule/den Schulen ein Konzept zu erarbeiten mit dem Ziel, zum 01.10.2013
einen Antrag auf Einrichtung einer Gemeinschaftsschule zum Schuljahr 2014/15
beim Staatlichen Schulamt Ludwigsburg zu stellen.
Beratungsfolge:
Vorlage an
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zur
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Sitzungsart
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Sitzungsdatum
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Beschluss
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Gemeinderat
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Beschlussfassung
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öffentlich
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16.05.2013
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Finanzielle Auswirkungen
Entfällt
Deckungsvorschlag:
Entfällt
Sachdarstellung und
Begründung:
Kommunale Schullandschaft
Eine leistungsfähige kommunale
Schullandschaft beinhaltet ein möglichst ausgewogenes Angebot an Schulen und
Möglichkeiten für Schulabschlüsse. Es setzt
unter anderem pädagogische und strukturelle Erfordernisse voraus, um
auch für kommende Schülergenerationen ein breites und qualitativ hochwertiges
Bildungsangebot vor Ort vorzuhalten.
Die derzeitige Schullandschaft in
Kornwestheim stellt sich wie folgt dar: drei Grundschulen, eine Förderschule, eine Werkrealschule mit
Grundschule, eine Realschule, ein Gymnasium (G8).
Schülerzahlen
Im
Gegensatz zu anderen Kommunen ähnlicher Größenordnung in der Bundesrepublik
profitiert Kornwestheim von seiner Lage in der Nähe einer Großstadt und muss
sich in den kommenden Jahren nicht mit einem Schülerrückgang auseinandersetzen,
im Gegenteil in Kornwestheim steigt die Schülerzahl in den Eingangsklassen der
weiterführenden Schulen bis zum Jahr 2019/20 an, um danach auch nur leicht zu
sinken.
Schulanmeldungen an weiterführenden
Schulen
Leider
verteilen sich diese Schülerzahlen seit dem Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlung
im Schuljahr 2012/13 nicht mehr gleichmäßig auf die zur Verfügung stehenden
Schulformen (Werkrealschule, Realschule, Gymnasium). Durch die Möglichkeit mit
der Anmeldung zum Schuljahr 2013/14 sich als Eltern über die Empfehlung der
Grundschule hinwegzusetzen ist es zu einer extrem ungleichen Verteilung von
Schülerinnen und Schülern auf die weiterführenden Schulen gekommen. So werden
im kommenden Schuljahr lediglich 16 neue Schülerinnen und Schüler die
Werkrealschule besuchen, 118 Anmeldungen erfolgten bei der Realschule und 117
Schülerinnen und Schüler wurden auf dem Gymnasium angemeldet.
Zukunftsaussichten für
weiterführende Schulen in Kornwestheim
Das hat
Folgen für die einzelnen Schulen. Die Schulform Werkrealschule wird in den nächsten
Jahren vermutlich keine neuen Eingangsklassen bilden können und mittelfristig
als Angebot in Kornwestheim nicht mehr zur Verfügung stehen. Die Realschule wird
dann zunehmend Schüler erst einmal aufnehmen müssen, die nicht dem Niveau einer
Realschule gewachsen sind. Daneben werden sich sowohl die klassischen
Realschülern als auch diejenigen wiederfinden, die ihr Abitur in neun Jahren
machen möchten und den Weg über die Realschule in die gymnasiale Oberstufe
gesucht haben. Die Heterogenität in dieser Schulform nimmt extrem zu. Abzusehen
ist, dass die schwächeren Schüler sich nicht lange an der Realschule halten
können und dann nicht mehr als Rückläufer an die Werkrealschule abgegeben
werden können, weil es diese nicht mehr gibt. Eine Realschule, die sich durch
die Position zwischen Hauptschule oder Werkrealschule und Gymnasium definiert
ist mit so einer extremen Heterogenität
überfordert oder muss ihre Schulform in Richtung Gemeinschaftsschule verändern.
Das Gymnasium bleibt weitestgehend unangetastet, hier wird es vermutlich zu
Rückläufen in die Realschule kommen, die dann der Realschule wieder Probleme
machen könnten.
Folgen für die Schullandschaft
Kornwestheim
Als Folge
hat Kornwestheim kein ausgewogenes Angebot mehr für eine breite Schülerschaft.
Es gibt vor Ort keine Möglichkeit mehr für alle einen adäquaten Schulabschluss
zu machen. Mit Blick auf zukünftige Schülergenerationen fehlen pädagogische und
strukturelle Grundlagen für ein breites und qualitativ hochwertiges
Bildungsangebot in Kornwestheim.
Verschärfende Einflussfaktoren
Berücksichtigt
man zudem, dass laut Elternumfrage nur 0,6% der Eltern sich einen Hauptschulabschluss
für ihr Kind wünschen, 15,5% einen Realschulabschluss und 67% das Abitur (der
Vollständigkeit halber 16% wollten sich nicht festlegen) so braucht es
vielleicht eine Schulform in der man sich auch noch nach dem Übergang in die
weiterführende Schule so fördern lassen kann, dass nicht die Schulform den
Abschluss vorgibt sondern die individuellen Kompetenzen die Richtschnur
darstellen.
Zur
Ergänzung sei noch erwähnt, das nur wenige Kornwestheimer Schülerinnen und
Schüler in anderen Orten zur Schule gehen, dass vermutlich durch die Änderung
des Schulgesetzes zum Schuljahr 2014/15 Eltern zukünftig entscheiden ob sie ihr
Kind an einer Förderschule oder an einer Regelschule unterrichten lassen wollen
(Inklusion). Zusätzlich wird durch die steigende Anzahl an Eltern, die bereits
ihre Kinder schon früh betreuen lassen, um Familie und Beruf miteinander
verbinden zu können, auch in der weiterführenden Schule eine ganztägige
Betreuung zunehmend gewünscht werden.
Möglichkeiten einer
Gemeinschaftsschule in Kornwestheim
Um
dauerhaft allen Schülerinnen und Schülern in Kornwestheim ein breites und ihren
Bedürfnissen angepasstes Schulangebot zu unterbreiten, sollte Kornwestheim
nicht warten bis sich das Angebot auf Realschule und Gymnasium reduziert hat.
Es gibt auch in Kornwestheim Schülerinnen und Schüler, die dazu einer
Alternative bedürfen. Eine solche Alternative stellt die Gemeinschaftsschule
dar. Dabei sind zwei verschiedene Formen denkbar. Zum einen die Werkrealschule
bildet mit der Unterstützung des Gymnasiums in der Sekundarstufe II eine Gemeinschaftsschule
oder die Realschule und die Werkrealschule entwickeln sich gemeinsam zu einer Gemeinschaftsschule.
Die
Gemeinschaftsschule bietet folgende Vorteile:
- Sie vereint alle
Bildungsstandards in einem gemeinsamen Bildungsgang und bietet damit ein
adäquates Angebot für eine breite Schülerschaft.
- Durch schulartenübergreifende
Lerngruppen kann der für einige Schulformen problematischen Heterogenität
Rechnung getragen werden.
- Menschliche Unterschiede
werden in dieser Schulform als Bereicherung erlebt und stärken im
schulischen Alltag das Verständnis von Demokratie.
- Das Schulkonzept stellt
individualisierte Lernformen in den Mittelpunkt und fördert somit sowohl
schwächere Schülerinnen und Schüler als auch besonders Begabte.
- Eine Gemeinschaftsschule
bietet schulartspezifische Abschlüsse der Sekundarstufe I bzw. der
Sekundarstufe II und ist damit defacto ein „G9-Gymnasium“.
- Die Gemeinschaftsschule ist
immer eine gebundene Ganztagsschule.
Zeitplan zu Einführung der
Gemeinschaftsschule
Um
Kornwestheim vor einer reduzierten Schullandschaft zu bewahren, in der es nur
noch die Realschule und das Gymnasium gibt, sollte, solange die Werkrealschule
noch alle Jahrgangsstufen besetzt – für das Schuljahr 2014/15 ist damit zu
rechnen, dass keine Eingangsklasse mehr gebildet werden kann - die Einführung einer Gemeinschaftsschule so
bald wie möglich erfolgen. Die nächste Antragsfrist für die Einrichtung von
Gemeinschaftsschulen für das Schuljahr 2014/15 endet am 1. Oktober 2013. Der
Antrag muss neben dem pädagogischen Konzept, der Zustimmung der
Schulkonferenz(en) eine Schülerzahlprognose sowie eine Darstellung der
aktuellen Raumsituation enthalten. Zudem ist ein Gemeinderatsbeschluss
dahingehend erforderlich, dass der Schulträger schriftlich erklärt, dass er bereit
ist, eine künftige Gemeinschaftsschule entsprechend räumlich und sächlich
auszustatten.
Aus den
dargestellten Gründen empfiehlt die Verwaltung dem Gemeinderat einen Grundsatzbeschluss
für die Einrichtung einer Gemeinschaftsschule in Kornwestheim zu fassen sowie
die Verwaltung zu beauftragen, mit der/den Schule/n ein Konzept dafür zu erarbeiten
mit dem Ziel, zum 01.10.2013 einen Antrag auf Einrichtung einer
Gemeinschaftsschule in Kornwestheim zu stellen..