Betreff:
Sachstandsbericht
Bewohnertreff Weststadt
Anlage(n):
Mitzeichnung
Angebote 2010_Stand November 2010
Beschlussvorschlag:
Die bereits begonnene Ausrichtung des Bewohnertreffs als
Familienzentrum wird konzeptionell ausgearbeitet und dem Sozialausschuss im
Sommer 2011 vorgestellt.
Beratungsfolge:
Vorlage an
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zur
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Sitzungsart
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Sitzungsdatum
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Beschluss
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Sozialausschuss
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Beschlussfassung
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öffentlich
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01.12.2010
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Finanzielle Auswirkungen
Entfällt
Deckungsvorschlag:
Entfällt
Sachdarstellung und
Begründung:
Der Bewohnertreff ist ein Stadtteilzentrum für alle
Bewohnerinnen und Bewohner der Weststadt. Nach seiner Gründung Ende der
80er-Jahre war er zunächst in einer 3-Zimmer-Wohnung in der Bolzstraße, danach
in einer Baracke auf dem ESG-Gelände in der Jahnstraße untergebracht. 2006
erfolgte der Umzug in die Räume der Salamanderstraße 18, die aus Mitteln des
Projektes Soziale Stadt renoviert wurden.
Organisation
Der Bewohnertreff (BT) gehört neben
dem Jugendzentrum (JuZ), der Schulsozialarbeit an der Uhlandschule sowie der
Mobilen Jugendarbeit zum Jugendreferat der Stadt (Amt für Stadtgesellschaft).
Vier Mitarbeiterinnen (Frau
Rautenberg, Frau Schwarzenberger, Frau Weingart, N.N.) arbeiten mit insgesamt ca.
310% im Bewohnertreff incl. Jugendsozialarbeit an Schulen, wobei eine 80%-Stelle
seit August 2010 vakant ist und zum 1.12.2010 mit Frau Knappek besetzt wird.
Die Mitarbeiterinnen haben folgende Qualifikation: Dipl.-Pädagogin,
Sozialpädagogin sowie zwei Erzieherinnen. In der Hausaufgabenhilfe an der
Eugen-Bolz-Grundschule werden sie von Honorarkräften unterstützt.
Aufgaben und Angebote
Auch wenn sich der Bewohnertreff als
Einrichtung aller Bürgerinnen und Bürger der Weststadt versteht, lassen sich in
der pädagogischen Arbeit besondere Zielgruppen identifizieren: Kinder von 0 bis 12 Jahren sowie Frauen und Eltern. Die Aufgaben bestehen darin, den Kindern Bildungs- und
Betreuungsangebote zu unterbreiten: Neben der Hausaufgabenbetreuung finden
Sprachförderung sowie kreative und kulturelle Angebote wie z.B. Museumsbesuche
statt.
Den Erwachsenen werden Räume geboten, in denen sie sich treffen, sich kennen lernen
und austauschen können. Für Frauen finden spezielle Bildungsangebote wie
Sprachkurse und Kurse zur Alltagsbewältigung statt. Der Umgang mit
unterschiedlichen Kulturen und Religionen zieht sich durch alle
Handlungsfelder.
In jedem Quartal werden die kontinuierlichen
aktuellen Angebote veröffentlicht (siehe Wochenplan von September bis Dezember
2010 in der Anlage). In den Ferien bietet der Bewohnertreff ein spezielles
Ferienprogramm für Schülerinnen und Schüler bis 12 Jahre. Mit den weiteren
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Jugendreferats wird regelmäßig im Sommerferienprogramm
eine Woche Spielmobil im Stadtpark durchgeführt.
Neben den kontinuierlichen Angeboten
finden themenspezifische Veranstaltungen statt, z.B. im November das
traditionelle Herbstfest. Nach Bedarf werden Einzelveranstaltungen geplant,
aktuell ein Informationsabend zum deutschen Schulsystem als
Kooperationsveranstaltung mit dem Türkischen Elternverein Kornwestheim (TEK
e.V.).
Die besondere Herausforderung der
Arbeit im Bewohnertreff besteht darin, Kontakt zu den Familien mit
Migrationshintergrund zu bekommen und Angebote zu schaffen, die deren
unterschiedlichen Interessen und Bedürfnissen entsprechen und von ihnen
angenommen werden. Ein wichtiges Ziel ist es, Ehrenamtliche und Multiplikatoren
zu gewinnen, die selbstständig und eigenverantwortlich Angebote entwickeln und
so weitere Besuchergruppen gewinnen.
Es ist notwendig, auf die
verschiedenen Kulturen einzugehen und gleichzeitig die Brücke zur deutschen
Kultur herzustellen. Über persönliche Beziehungen können die Mitarbeiterinnen
die Bewohnerinnen und Bewohner unterstützen und sie gleichzeitig motivieren,
sich selbst zu organisieren und Initiative zu ergreifen.
Kooperationen
Der Bewohnertreff arbeitet mit sehr
unterschiedlichen Institutionen und Personen in der Weststadt und dem gesamten
Stadtgebiet zusammen, so zum Beispiel:
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bei
Projekten im Rahmen der Sozialen Stadt mit Personen, die Kurse zur deutschen
Sprache, zur Gesundheit und Entspannung sowie Tanz anbieten
-
mit
den Kindergärten in der Weststadt und der Grund- sowie Förderschule
-
mit
örtliche Vereinen (z.B. Jugendfarm, Sozialdiakonische Gruppen, Ayasofia
Moschee)
Außerdem sind die Mitarbeiterinnen
mit insgesamt 16 Stunden an verschiedenen Schulen im Rahmen der Jugendsozialarbeit
tätig:
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Frau
Rautenberg mit jeweils zwei Stunden an der Schiller-Grundschule sowie an der
Silcher-Grundschule
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die
neue Kollegin Frau Knappek mit acht Stunden an der Theodor-Heuss-Realschule und
mit vier Stunden an der Eugen-Bolz-Grundschule.
Die räumliche Nähe zum Hort des
Kinderhauses Bebelstraße, zum Allgemeinen Sozialen Dienst des Landkreises, der
Psychologischen Beratungsstelle sowie der Mobilen Jugendarbeit, die alle im
selben Gebäude wie der Bewohnertreff untergebracht sind, hat sich als Vorteil
erwiesen. Dadurch können Besucherinnen und Besucher bei Bedarf an diese
Fachstellen weitervermittelt werden bzw. von den Fachstellen an den
Bewohnertreff. Das Bürgerbüro der Sozialen Stadt ist ebenfalls im Bewohnertreff
untergebracht. Neu ist der sogenannten Integrationspunkt, ein niederschwelliges
Beratungsangebot, das von einer Kornwestheimerin mit Migrationshintergrund
geleistet wird.
Weitere projektbezogene und
längerfristige Kooperationen werden aktiv gesucht und eingegangen. So beteiligt
sich beispielsweise der Bewohnertreff am internationalen Kinderfest, das im
Sommer vom Türkischen Elternverein Kornwestheim (TEK e.V.) organisiert
wurde.
Arbeitsprinzipien
Die Mitarbeiterinnen des
Bewohnertreffs arbeiten gemeinwesen- und bedarfsorientiert und zielen darauf,
die Bürgerinnen und Bürger zu beteiligen. Sie greifen in ihrer Arbeit mit
Kindern aktuelle Themen wie z.B. Konsumverhalten, Medienkonsum sowie
pädagogische Grundsätze wie Partizipation auf. So wurden den Kindern der
Herbstferienbetreuung nicht ein fertiges Programm vorgestellt, sondern sie
konnten unter dem Motto „Langeweile? Nein, danke! Oder: Es geht auch ohne!“ am
ersten Tag gemeinsam entscheiden, wie sie ihre Ferien im Bewohnertreff
gestalten möchten. Einzige Bedingung: Es muss ohne Strom sein.
Familienzentren
In vielen Kommunen (Ludwigsburg,
Heilbronn, Waiblingen, Schorndorf, Göppingen) wurden Familienzentren gegründet,
um Kinder und ihre Eltern zu erreichen und die Chancen von frühen Hilfen zu
nutzen. Familienzentren sind Bildungs- und Erfahrungsorte für Familien; sie
unterstützen und fördern soziale Netzwerke.
Prof. W. Tietze von der Freien Universität Berlin, Arbeitsbereich Kleinkindpädagogik, definiert
Familienzentren folgendermaßen: Das Familienzentrum soll der
"Knotenpunkt in einem neuen Netzwerk werden, das Kinder individuell
fördert und Familien umfassend berät und unterstützt. Ziel ist die
Zusammenführung von Bildung, Erziehung und Betreuung als Aufgabe der Kindertageseinrichtungen mit
Angeboten der Beratung und Hilfe für Familien. Die Förderung von Kindern und Unterstützung der Familien
können dann Hand in Hand gestaltet werden".
Viele Familienzentren orientieren
sich an den „4 Bs“: Begegnung, Beratung, Betreuung, Bildung.
Der Bewohnertreff als Familienzentrum
Der Bewohnertreff in Kornwestheim weist
schon viele Merkmale eines Familienzentrums auf:
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Begegnungen werden ermöglicht und gefordert. Begegnung finden u.a. im Bewohnercafé
und im Frauentreff sowie bei den Festen statt
-
Beratung: Die Mitarbeiterinnen führen allgemeine Sozialberatung durch
(niederschwellig, ohne Voranmeldung) und vermitteln ggf. an Fachstellen
-
Betreuung: Für Kinder unterschiedlichen Alters gibt es Gruppenangebote sowie
Angebote in den Ferien
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Bildung: Im Bewohnertreff finden die verschiedensten Bildungsangebote statt.
Diese Angebote orientieren sich an den Interessen der Bewohner des Quartiers.
Dies waren 2010 u.a. Sprachkurse, Hausaufgabenbetreuung, aber auch
Informationsveranstaltungen für Eltern von zukünftigen Schulkindern und über
das deutsche Schulsystem.
Im Jahr 2011 soll der Bewohnertreff
als Familienzentrum weiterentwickelt und als solches in der Öffentlichkeit
wahrgenommen werden.
Dazu ist zu überlegen, in welchen Bereichen die „4 Bs“ eine Erweiterung
erfahren können, z.B.
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Begegnung: Weststadt-Bewohner initiieren selbstständig weitere Treffs
-
Beratung: muttersprachliche Multiplikatoren unterstützen ihre Landsleute in der
Alltagsbewältigung
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Betreuung: Hinführung der großen Kindergartenkinder zu den Betreuungsangeboten des
Bewohnertreffs (Kooperation mit den Kindergärten vor Ort)
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Bildung: Weitere Elternkurse und sonstige Informationsabende werden initiiert, Eigeninitiativen
werden unterstützt, Ehrenamtliche befähigt und gefördert, passende Angebote
externer Anbieter integriert.
Die Mitarbeiterinnen intensivieren
aktuell die Angebote für Eltern im Bildungsbereich.
So ist z.B. eine Kursreihe „Fit fürs
Baby“ mit den Schwerpunkten Schwangerschaft, Geburt und erste Lebensmonate
konkret geplant. Die hauptamtlichen Mitarbeiterinnen arbeiten dazu mit dem
Kinderhaus Bebelstraße sowie den Kindergärten vor Ort zusammen. Um diese
Angebote zu etablieren und den Mehrzweckraum als Ort von unterstützenden
Informationsveranstaltungen zu etablieren, ist Kontinuität und Ausdauer von
Nöten.
Immer wieder fragen Besucherinnen
und Besuchern, aber auch Institutionen, ob der Mehrzweckraum des Bewohnertreffs
für Veranstaltungen genutzt werden kann. Derzeit ist die Höhe der
Betriebskosten des Mehrzweckraumes (50,-- EUR pro Nutzung + Miete in Höhe von
15,-- ohne Küchennutzung sowie 20,-- EUR mit Küchennutzung) für viele
Interessenten ein Hindernis. Um die Eigeninitiative der Bewohnerinnen und
Bewohner zu unterstützen, wird angeregt, die Mietbedingungen des
Mehrzweckraumes zu überarbeiten.
Parallel dazu ist es notwendig,
durch eine intensive Öffentlichkeitsarbeit die Leistung des Familienzentrums
„Bewohnertreff“ bekannt zu machen und den Nutzen und die Kooperation zu
fördern.
Zusammenfassung
Neben der Organisation des Hauses, der Planung und Durchführung von
Kursen und Veranstaltungen sind die Mitarbeiterinnen im konzeptionellen Bereich
und in der Öffentlichkeitsarbeit tätig. Die Arbeit im Bewohnertreff zeichnet
sich durch eine große Vielschichtigkeit aus. Neben den verschiedenen
Zielgruppen, die sich durch Alter, Herkunft, Bildung und Schichtzugehörigkeit
unterscheiden, werden Kooperationen und Vernetzungen gefördert. Im Jahr 2011
sollen im Rahmen der Weiterentwicklung zum Familienzentrum „Bewohnertreff“ vor
allem die Bereiche Bildung und Begegnung intensiviert werden. Ziel ist, dass
weitere selbst initiierten Treffs organisiert werden. Außerdem sollen in
Kooperation mit Kindergärten, Schulen und weiteren Bildungsträgern
Bildungsangebote geschaffen werden. Dadurch soll das Familienzentrum
„Bewohnertreff“ als Kompetenzzentrum für die verschiedenen Lebenslagen bei den
Bewohnerinnen und Bewohner erkennbar werden.