Vorlage-Nr.:

423/2010

Az.:

211 Uschi Saur

Datum:

24.11.2010



Bürgermeisteramt

 

 

 

Sitzungsvorlage öffentlich

 

 

 

Gremium:

Sozialausschuss

Am:

01.12.2010

 

 

Betreff:

Sachstandsbericht Bewohnertreff Weststadt

 

 

Anlage(n):

Mitzeichnung

Angebote 2010_Stand November 2010

 

Beschlussvorschlag:

Die bereits begonnene Ausrichtung des Bewohnertreffs als Familienzentrum wird konzeptionell ausgearbeitet und dem Sozialausschuss im Sommer 2011 vorgestellt.

Beratungsfolge:

 

Vorlage an

 

zur

 

Sitzungsart

 

Sitzungsdatum

 

Beschluss

 

 

 

 

 

Sozialausschuss

Beschlussfassung

öffentlich

01.12.2010

 

 

 

Finanzielle Auswirkungen

Entfällt

 

Deckungsvorschlag:

Entfällt

 


 

 

Sachdarstellung und Begründung:

 

Der Bewohnertreff ist ein Stadtteilzentrum für alle Bewohnerinnen und Bewohner der Weststadt. Nach seiner Gründung Ende der 80er-Jahre war er zunächst in einer 3-Zimmer-Wohnung in der Bolzstraße, danach in einer Baracke auf dem ESG-Gelände in der Jahnstraße untergebracht. 2006 erfolgte der Umzug in die Räume der Salamanderstraße 18, die aus Mitteln des Projektes Soziale Stadt renoviert wurden.

 

Organisation

Der Bewohnertreff (BT) gehört neben dem Jugendzentrum (JuZ), der Schulsozialarbeit an der Uhlandschule sowie der Mobilen Jugendarbeit zum Jugendreferat der Stadt (Amt für Stadtgesellschaft).

Vier Mitarbeiterinnen (Frau Rautenberg, Frau Schwarzenberger, Frau Weingart, N.N.) arbeiten mit insgesamt ca. 310% im Bewohnertreff incl. Jugendsozialarbeit an Schulen, wobei eine 80%-Stelle seit August 2010 vakant ist und zum 1.12.2010 mit Frau Knappek besetzt wird. Die Mitarbeiterinnen haben folgende Qualifikation: Dipl.-Pädagogin, Sozialpädagogin sowie zwei Erzieherinnen. In der Hausaufgabenhilfe an der Eugen-Bolz-Grundschule werden sie von Honorarkräften unterstützt.

 

Aufgaben und Angebote

Auch wenn sich der Bewohnertreff als Einrichtung aller Bürgerinnen und Bürger der Weststadt versteht, lassen sich in der pädagogischen Arbeit besondere Zielgruppen identifizieren: Kinder von 0 bis 12 Jahren sowie Frauen und Eltern. Die Aufgaben bestehen darin, den Kindern Bildungs- und Betreuungsangebote zu unterbreiten: Neben der Hausaufgabenbetreuung finden Sprachförderung sowie kreative und kulturelle Angebote wie z.B. Museumsbesuche statt.
Den Erwachsenen werden Räume geboten, in denen sie sich treffen, sich kennen lernen und austauschen können. Für Frauen finden spezielle Bildungsangebote wie Sprachkurse und Kurse zur Alltagsbewältigung statt. Der Umgang mit unterschiedlichen Kulturen und Religionen zieht sich durch alle Handlungsfelder.

In jedem Quartal werden die kontinuierlichen aktuellen Angebote veröffentlicht (siehe Wochenplan von September bis Dezember 2010 in der Anlage). In den Ferien bietet der Bewohnertreff ein spezielles Ferienprogramm für Schülerinnen und Schüler bis 12 Jahre. Mit den weiteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Jugendreferats wird regelmäßig im Sommerferienprogramm eine Woche Spielmobil im Stadtpark durchgeführt.

 

Neben den kontinuierlichen Angeboten finden themenspezifische Veranstaltungen statt, z.B. im November das traditionelle Herbstfest. Nach Bedarf werden Einzelveranstaltungen geplant, aktuell ein Informationsabend zum deutschen Schulsystem als Kooperationsveranstaltung mit dem Türkischen Elternverein Kornwestheim (TEK e.V.).

 

Die besondere Herausforderung der Arbeit im Bewohnertreff besteht darin, Kontakt zu den Familien mit Migrationshintergrund zu bekommen und Angebote zu schaffen, die deren unterschiedlichen Interessen und Bedürfnissen entsprechen und von ihnen angenommen werden. Ein wichtiges Ziel ist es, Ehrenamtliche und Multiplikatoren zu gewinnen, die selbstständig und eigenverantwortlich Angebote entwickeln und so weitere Besuchergruppen gewinnen.

Es ist notwendig, auf die verschiedenen Kulturen einzugehen und gleichzeitig die Brücke zur deutschen Kultur herzustellen. Über persönliche Beziehungen können die Mitarbeiterinnen die Bewohnerinnen und Bewohner unterstützen und sie gleichzeitig motivieren, sich selbst zu organisieren und Initiative zu ergreifen.

 

 

 

Kooperationen

Der Bewohnertreff arbeitet mit sehr unterschiedlichen Institutionen und Personen in der Weststadt und dem gesamten Stadtgebiet zusammen, so zum Beispiel:

-          bei Projekten im Rahmen der Sozialen Stadt mit Personen, die Kurse zur deutschen Sprache, zur Gesundheit und Entspannung sowie Tanz anbieten

-          mit den Kindergärten in der Weststadt und der Grund- sowie Förderschule

-          mit örtliche Vereinen (z.B. Jugendfarm, Sozialdiakonische Gruppen, Ayasofia Moschee)

Außerdem sind die Mitarbeiterinnen mit insgesamt 16 Stunden an verschiedenen Schulen im Rahmen der Jugendsozialarbeit tätig:

-          Frau Rautenberg mit jeweils zwei Stunden an der Schiller-Grundschule sowie an der Silcher-Grundschule

-          die neue Kollegin Frau Knappek mit acht Stunden an der Theodor-Heuss-Realschule und mit vier Stunden an der Eugen-Bolz-Grundschule.

Die räumliche Nähe zum Hort des Kinderhauses Bebelstraße, zum Allgemeinen Sozialen Dienst des Landkreises, der Psychologischen Beratungsstelle sowie der Mobilen Jugendarbeit, die alle im selben Gebäude wie der Bewohnertreff untergebracht sind, hat sich als Vorteil erwiesen. Dadurch können Besucherinnen und Besucher bei Bedarf an diese Fachstellen weitervermittelt werden bzw. von den Fachstellen an den Bewohnertreff. Das Bürgerbüro der Sozialen Stadt ist ebenfalls im Bewohnertreff untergebracht. Neu ist der sogenannten Integrationspunkt, ein niederschwelliges Beratungsangebot, das von einer Kornwestheimerin mit Migrationshintergrund geleistet wird.

Weitere projektbezogene und längerfristige Kooperationen werden aktiv gesucht und eingegangen. So beteiligt sich beispielsweise der Bewohnertreff am internationalen Kinderfest, das im Sommer vom Türkischen Elternverein Kornwestheim (TEK e.V.) organisiert wurde. 

 

Arbeitsprinzipien

Die Mitarbeiterinnen des Bewohnertreffs arbeiten gemeinwesen- und bedarfsorientiert und zielen darauf, die Bürgerinnen und Bürger zu beteiligen. Sie greifen in ihrer Arbeit mit Kindern aktuelle Themen wie z.B. Konsumverhalten, Medienkonsum sowie pädagogische Grundsätze wie Partizipation auf. So wurden den Kindern der Herbstferienbetreuung nicht ein fertiges Programm vorgestellt, sondern sie konnten unter dem Motto „Langeweile? Nein, danke! Oder: Es geht auch ohne!“ am ersten Tag gemeinsam entscheiden, wie sie ihre Ferien im Bewohnertreff gestalten möchten. Einzige Bedingung: Es muss ohne Strom sein.

 

Familienzentren

In vielen Kommunen (Ludwigsburg, Heilbronn, Waiblingen, Schorndorf, Göppingen) wurden Familienzentren gegründet, um Kinder und ihre Eltern zu erreichen und die Chancen von frühen Hilfen zu nutzen. Familienzentren sind Bildungs- und Erfahrungsorte für Familien; sie unterstützen und fördern soziale Netzwerke.

 

Prof. W. Tietze von der Freien Universität Berlin, Arbeitsbereich Kleinkindpädagogik, definiert Familienzentren folgendermaßen: Das Familienzentrum soll der "Knotenpunkt in einem neuen Netzwerk werden, das Kinder individuell fördert und Familien umfassend berät und unterstützt. Ziel ist die Zusammenführung von Bildung, Erziehung und Betreuung als Aufgabe der Kindertageseinrichtungen mit Angeboten der Beratung und Hilfe für Familien. Die Förderung von Kindern und Unterstützung der Familien können dann Hand in Hand gestaltet werden".

 

Viele Familienzentren orientieren sich an den „4 Bs“: Begegnung, Beratung, Betreuung, Bildung.

 

 

 

 

Der Bewohnertreff als Familienzentrum

Der Bewohnertreff in Kornwestheim weist schon viele Merkmale eines Familienzentrums auf:

-          Begegnungen werden ermöglicht und gefordert. Begegnung finden u.a. im Bewohnercafé und im Frauentreff sowie bei den Festen statt

-          Beratung: Die Mitarbeiterinnen führen allgemeine Sozialberatung durch (niederschwellig, ohne Voranmeldung) und vermitteln ggf. an Fachstellen

-          Betreuung: Für Kinder unterschiedlichen Alters gibt es Gruppenangebote sowie Angebote in den Ferien

-          Bildung: Im Bewohnertreff finden die verschiedensten Bildungsangebote statt. Diese Angebote orientieren sich an den Interessen der Bewohner des Quartiers. Dies waren 2010 u.a. Sprachkurse, Hausaufgabenbetreuung, aber auch Informationsveranstaltungen für Eltern von zukünftigen Schulkindern und über das deutsche Schulsystem.

 

Im Jahr 2011 soll der Bewohnertreff als Familienzentrum weiterentwickelt und als solches in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden.
Dazu ist zu überlegen, in welchen Bereichen die „4 Bs“ eine Erweiterung erfahren können, z.B.

-          Begegnung: Weststadt-Bewohner initiieren selbstständig weitere Treffs

-          Beratung: muttersprachliche Multiplikatoren unterstützen ihre Landsleute in der Alltagsbewältigung

-          Betreuung: Hinführung der großen Kindergartenkinder zu den Betreuungsangeboten des Bewohnertreffs (Kooperation mit den Kindergärten vor Ort)

-          Bildung: Weitere Elternkurse und sonstige Informationsabende werden initiiert, Eigeninitiativen werden unterstützt, Ehrenamtliche befähigt und gefördert, passende Angebote externer Anbieter integriert.

 

Die Mitarbeiterinnen intensivieren aktuell die Angebote für Eltern im Bildungsbereich.

So ist z.B. eine Kursreihe „Fit fürs Baby“ mit den Schwerpunkten Schwangerschaft, Geburt und erste Lebensmonate konkret geplant. Die hauptamtlichen Mitarbeiterinnen arbeiten dazu mit dem Kinderhaus Bebelstraße sowie den Kindergärten vor Ort zusammen. Um diese Angebote zu etablieren und den Mehrzweckraum als Ort von unterstützenden Informationsveranstaltungen zu etablieren, ist Kontinuität und Ausdauer von Nöten.

 

Immer wieder fragen Besucherinnen und Besuchern, aber auch Institutionen, ob der Mehrzweckraum des Bewohnertreffs für Veranstaltungen genutzt werden kann. Derzeit ist die Höhe der Betriebskosten des Mehrzweckraumes (50,-- EUR pro Nutzung + Miete in Höhe von 15,-- ohne Küchennutzung sowie 20,-- EUR mit Küchennutzung) für viele Interessenten ein Hindernis. Um die Eigeninitiative der Bewohnerinnen und Bewohner zu unterstützen, wird angeregt, die Mietbedingungen des Mehrzweckraumes zu überarbeiten.

 

Parallel dazu ist es notwendig, durch eine intensive Öffentlichkeitsarbeit die Leistung des Familienzentrums „Bewohnertreff“ bekannt zu machen und den Nutzen und die Kooperation zu fördern.


 

Zusammenfassung

Neben der Organisation des Hauses, der Planung und Durchführung von Kursen und Veranstaltungen sind die Mitarbeiterinnen im konzeptionellen Bereich und in der Öffentlichkeitsarbeit tätig. Die Arbeit im Bewohnertreff zeichnet sich durch eine große Vielschichtigkeit aus. Neben den verschiedenen Zielgruppen, die sich durch Alter, Herkunft, Bildung und Schichtzugehörigkeit unterscheiden, werden Kooperationen und Vernetzungen gefördert. Im Jahr 2011 sollen im Rahmen der Weiterentwicklung zum Familienzentrum „Bewohnertreff“ vor allem die Bereiche Bildung und Begegnung intensiviert werden. Ziel ist, dass weitere selbst initiierten Treffs organisiert werden. Außerdem sollen in Kooperation mit Kindergärten, Schulen und weiteren Bildungsträgern Bildungsangebote geschaffen werden. Dadurch soll das Familienzentrum „Bewohnertreff“ als Kompetenzzentrum für die verschiedenen Lebenslagen bei den Bewohnerinnen und Bewohner erkennbar werden.

 

 

 


Anlagen:

Nicht alle Anlagen sind öffentlich. (Internet)
Angebote 2010_Stand November 2010.xls Angebote 2010_Stand November 2010.xls