Betreff:
Audit
Familiengerechte Kommune
Anlage(n):
Mitzeichnung
Beschlussvorschlag:
Zur Kenntnisnahme
Beratungsfolge:
Vorlage an
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zur
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Sitzungsart
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Sitzungsdatum
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Beschluss
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Ausländerbeirat
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Kenntnisnahme
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öffentlich
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20.03.2013
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Finanzielle Auswirkungen
Entfällt
Deckungsvorschlag:
Entfällt
Sachdarstellung und
Begründung:
Die Stadt Kornwestheim versteht sich als
familien- und bildungsfreundliche Kommune sowie als Stadt für alle
Generationen. Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und dem
zunehmenden Standortwettbewerb um mobile Unternehmen und Familien gewinnt die
Gestaltung familiengerechter Lebensbedingungen besondere Bedeutung. Mit dem
prosperierenden Wirtschaftsstandort Kornwestheim
muss einhergehen, dass hier die Menschen neben beruflichen Perspektiven auch
ein lebenswertes Umfeld finden. Um dies dauerhaft zu gewährleisten, ist es
erforderlich, die Familienpolitik und die familienrelevanten Angebote
regelmäßig an die aktuellen Entwicklungen anzupassen.
Darüber
hinaus sind die Kornwestheimer
Familien das wichtigste soziale Netzwerk der Stadt. Aus diesem Grund hat die
Unterstützung aller Familien in ihren sozialen und wirtschaftlichen Beziehungen
einen hohen Stellenwert. In Kornwestheim
sollen sich Menschen aller Altersgruppen wohl fühlen.
Um
die Bedarfe und Interessen von jungen und älteren Menschen zu berücksichtigen
wird in Kornwestheim die
soziale Infrastruktur für Familien stetig weiter entwickelt. Dabei wurden
bereits viele notwendige Maßnahmenpakete im Dialog mit den lokalen Akteuren aus
Politik, Verwaltung, sozialen und wirtschaftlichen Interessenvertretern,
gesellschaftlichen Gruppen und Vertretern der Bürgerschaft entwickelt und
umgesetzt. Auf einem guten Weg zu sein, bedeutet jedoch noch nicht, am Ziel zu
sein. Das Audit Familiengerechte Kommune kann der Stadt Kornwestheim dabei helfen,
·
die Kornwestheimer Familienpolitik zu
systematisieren und strategisch weiter zu entwickeln
·
die
Zielorientierung in der Kornwestheimer
Stadtentwicklung zu schärfen,
·
bestehende
Aktivitäten unterschiedlicher Akteure besser zu vernetzen,
·
Familien und
Bürgerschaft in einen solchen Prozess als aktive Partner zu gewinnen und damit
·
die
Familienpolitik der Stadt insgesamt wirkungsvoller und effizienter zu
gestalten.
Dies
kann in Kornwestheim beispielsweise
unter folgenden speziellen Aspekten durchgeführt werden:
Standortpolitik
Familiengerechtigkeit,
Vereinbarkeit von Familie und Beruf, gut organisierte Übergänge innerhalb der
Bildungskette und zwischen Schule und Beruf sowie die Ausbildungsfähigkeit der
jungen Menschen stellen wichtige Faktoren der Standortqualität für Kornwestheimer Unternehmen dar.
Stichwort: Bekämpfung des Fachkräftemangels.
Lebensqualität
Familiengerechtigkeit
in Wohnumfeld, Freizeitgestaltung und städtischer Kultur ist ein zunehmend
wichtiges Argument bei der Abwägung, wo mobile, leistungsfähige
Mittelschicht-Familien ihren Wohnort wählen. Daher kann eine Auditierung auch
die Attraktivität Kornwestheims
für Familien steigern und somit Zu- bzw. Abwanderungssalden positiv
beeinflussen.
Soziale Stabilität und Zusammenhalt der Stadtgesellschaft
Familiengerechtigkeit
bedeutet auch Gerechtigkeit. Frühe Förderung und Bildung, Prävention,
Gesundheitsschutz, Vermeidung von Familien- und Kinderarmut sind Aufgaben der
Kommune, die sowohl gesellschaftlich immer drängender werden als auch
wirtschaftlich für eine Kommune immer höhere Bedeutung erlangen, Stichwort
„steigende Sozialkosten“.
Interkommunaler Wettbewerb um Einwohner und Unternehmen
Das
Audit kann auch dazu genutzt werden, um zunächst substanziell von der
Leistungsseite her einen Standortvorteil gegenüber angrenzenden Kommunen zu
erlangen. Ebenso sollte aber auch der Image-Gewinn, der durch das Zertifikat
entsteht, aktiv für das Standortmarketing verwendet werden.
Zusammenfassend:
Das „Audit Familiengerechte Kommune“ zielt darauf ab, die Potenziale der
wechselseitigen Beziehung von Lebensqualität für Familien und Standortpolitik
für die Unternehmen in Form einer strategisch angelegten Win-Win-Situation für
die gesamte Kommune auszuschöpfen.
Entwicklung und Träger des Auditierungsverfahrens
Das
Auditierungsverfahren wurde im Jahr 2008 von der Bertelsmann Stiftung, der
berufundfamiliegGmbH der Hertie-Stiftung und dem Ministerium für Familie,
Kinder, Jugend, Kultur und Sport (MFKJKS) des Landes Nordrhein-Westfalen
entwickelt und modellhaft in NRW und Baden-Württemberg umgesetzt. Acht nordrhein-westfälische
Pilotkommunen haben sich dem Prozess erfolgreich gestellt und im Juli 2010 das
Zertifikat „Familiengerechte Kommune“ verliehen bekommen: Aachen, Altena,
Düsseldorf, Emsdetten, Gladbeck, Kreuztal, Lippstadt und Rödinghausen,Vier
baden-württembergische Kommunen wurden anschließend im Rahmen einer gemeinsamen
Pilotphase mit dem baden-württembergischen Sozialministerium auditiert:
Weinstadt, Igersheim, Mauer und Berghaupten.
Im März 2011
haben Vertreter der Bertelsmann Stiftung gemeinsam mit hochrangigen
familienpolitischen Experten aus der Ruhr-Universität Bochum den gemeinnützigen
Familiengerechte Kommune e.V. gegründet, um das Instrument bundesweit
anzubieten. Die Geschäftsstelle des Vereins hat ihren Sitz in Bochum. Erster
Vorsitzender des Vereins ist Prof. Dr. Klaus Peter Strohmeier, Inhaber des
Lehrstuhls für Soziologie / Stadt und Region, Familie, zweite Vorsitzende ist
Dr. Kirsten Witte, Leiterin des Programms „LebensWerte Kommune“ in der
Bertelsmann Stiftung.
Das Audit
Familiengerechte Kommune selbst ist von den Finanzbehörden als gemeinnützige
Aktivität des Vereins anerkannt und beinhaltet keine Beratung, sondern die
Kooperation zwischen der Kommune und dem Verein als gleichwertige Partner.
Verwaltungsintern
obliegt dem Fachbereich Bürger und Soziales die Durchführung des Projektes. Da
das Projekt mit vorhandenem Personal durchgeführt werden soll, entstehen zunächst
keine zusätzlichen Personalkosten.
In der
dreijährigen Umsetzungsphase berichtet die Stadt Kornwestheim jährlich dem Verein Familiengerechte Kommune über
den aktuellen Entwicklungsstand. Nach drei Jahren kann auf Wunsch der Stadt Kornwestheim ein
Bilanzierungsprozess durchgeführt werden, der die inhaltlichen Entwicklungen im
Rahmen der Erst-Auditierung konsolidiert und verstetigt und zum Erhalt des
Zertifikats für weitere drei Jahre führt.
Gegenstand
des Auditierungsverfahrens
Im Audit
werden folgende sechs Handlungsfelder untersucht:
1.
Steuerung, Vernetzung und Nachhaltigkeit
2. Familie
und Arbeitswelt, Betreuung
3. Bildung
und Erziehung
4. Beratung
und Unterstützung
5.
Lebensqualität und Wohnumfeld
6. Senioren
und Generationen.
Prozessbeteiligung
im Auditierungsverfahren
Der
Träger „Familiengerechte Kommune e.V.“ begleitet den Zertifizierungsprozess mit
lizenzierten Auditorinnen und Auditoren. In der Umsetzungsphase ist der Verein
„Familiengerechte Kommune e.V.“ u.a. für die Pflege des Netzwerkes der
Audit-Kommunen verantwortlich. Er übernimmt die Moderation und die fachliche
Leitung gemeinsamer Treffen für den Austausch ebenso wie die Fortbildung der
Akteure.
Ablauf
des Auditierungsverfahrens
Das
Verfahren zur Auditierung setzt sich aus mehreren Phasen zusammen. In dem
einjährigen Prozess werden familienpolitische Strategien entwickelt, mit hoher
Verbindlichkeit beschlossen und z.T. bereits umgesetzt.
Analyse
Familienpolitische
Strategien orientieren sich an der konkreten Ausgangslage, daher stehen am
Anfang eine ausführliche Bestandsaufnahme und Analyse der Kornwestheimer Rahmenbedingungen.
Strategieworkshop
Im Rahmen eines
anschließenden Strategieworkshops werden wesentliche Ziele und Schwerpunkte des
weiteren Verfahrens unter Beteiligung des vom AKJF gebildeten Unterausschusses
„Familiengerechte Kommune“ erarbeitet.
Beteiligungsphase
Der Prozess
wird in die Kornwestheimer
Öffentlichkeit getragen, um auf eine breite gesellschaftliche Basis gestellt zu
werden. Verbände, Experten, Interessenvertreter, Unternehmen und vor allem
Bürgerinnen und Bürger werden motiviert, sich in themenbezogenen Workshops mit
ihrer Expertise und guten Ideen einzubringen.
Zielvereinbarungsworkshop
Hier werden
unter Beteiligung des Unterausschusses „Familiengerechte Kommune“ die
bisherigen Ergebnisse zusammengetragen, um daraus konkrete Ziele und Maßnahmen
abzuleiten. Diese sind Hauptgegenstand der abschließenden Begutachtung und
Zertifizierung.
Gemeinderatsbeschluss
Das Audit
will ein hohes Maß an Verbindlichkeit erreichen. Erst ein weiterer
Ratsbeschluss macht die im Zielvereinbarungsworkshop getroffenen Absprachen
verbindlich.
Zertifizierung
Über die
Vergabe des Zertifikats “Familiengerechte Kommune” entscheidet eine unabhängige
Jury anhand transparenter, öffentlich zugänglicher Kriterien. Basis der
abschließenden Beurteilung sind die vom Gemeinderat beschlossenen Ziele und
Maßnahmen.
Anschließend
erfolgt eine dreijährige Phase, in der die Ziele und Maßnahmen umgesetzt
werden.
Das
Auditierungsverfahren beginnt voraussichtlich im April 2013