Vorlage-Nr.:

211/2012

Az.:

202.02 Irmgard Sedler

Datum:

27.06.2012



Bürgermeisteramt

 

 

 

Sitzungsvorlage

 

 

 

Gremium:

Verwaltungs- und Finanzausschuss

Am:

05.07.2012

 

 

Betreff:

Antrag der SPD vom November 2011 zum Haushalt 2012: Forschungsauftrag zur Stadtgeschichte für die Jahre 1930 – 1945

 

 

Anlage(n):

Mitzeichnung

 

 

Beschlussvorschlag:

Der Vergabe eines Forschungsauftrags über die Kornwestheimer Geschichte in den Jahren 1930 – 1949 zuzustimmen.

 

Beratungsfolge:

 

Vorlage an

 

zur

 

Sitzungsart

 

Sitzungsdatum

 

Beschluss

 

 

 

 

 

Verwaltungs- und Finanzausschuss

Beschlussfassung

öffentlich

05.07.2012

 

 

Finanzielle Auswirkungen

HHJ

Finanzposition

Betrag

Plan

Auswirkungen

Erläuterungen

 

 

 

 

 

 

bis 2015

1.3212.5880

100.000,00

Üpl

2012 ca. 10.000 EUR
2013 ca. 35.000 EUR
2014 ca. 32.000 EUR
2015 ca. 23.000 EUR

Die noch im HHJ 2012 anfallenden Kosten sind überplanmäßig. Die Mittel für die Jahre 2013 - 2015 werden regulär für die Haushaltspläne angemeldet und über die Bereitstellung im Rahmen der Haushaltsplanberatungen entschieden.

 

 

 

Deckungsvorschlag:

HHJ

Finanzposition

Betrag

Auswirkungen

Erläuterungen

 

 

 

 

 

2012

2 A 21130004.9400

10.000,00

 

Nicht abgerufene Mittel zur Sanierung der Turnhalle Silcherschule

 

 

 


 

 

Sachdarstellung und Begründung:

 

Der Verwaltungs- und Finanzausschuss hat aufgrund des Antrags der SPD in seiner Sitzung am 8.12.2011 „empfohlen […], für die Zeit von 1930 – 1945 die Kosten für einen gesonderten Forschungsauftrag zunächst zu ermitteln und dann ggf. separat im Jahr 2012 hierüber zu beraten.“

 

A. Ausgangssituation, Aufgabe und Ziel der Tätigkeit

 

Anlässlich der Recherchen zur Jubiläumsausstellung „Von Jakob Sigle & Cie zu Salamander“ offenbarte sich deutlich das Fehlen einer systematischen sachlich-fachlichen Aufarbeitung der Kornwestheimer Stadtgeschichte aus zeitgenössischer Sicht. Vor allem fehlt die Dokumentation über die schicksalsschweren Jahre der NS-Zeit. In diesem Zusammenhang ist es sinnvoll, den Auftrag an einen auf die Zeitgeschichte spezialisierten Historiker zu vergeben.

 

Zu dessen Aufgabenbereich gehört:

1.      Die Hinterfragung des Verhaltens und des Wirkens aller stadtgeschichtlich und gesellschaftlich relevanten Institutionen und deren Vertretern aus allen wichtigen Bereichen der Öffentlichkeit und des gesellschaftlichen Lebens in Kornwestheim: Verwaltung und Parteien, Kirche und Schule, Eisenbahn Vereine, Industrie und Handel.

2.      Die Auswirkungen des Zeitgeschehens auf lokaler Ebene wie staatliche Einmischung, Krieg und menschliche Verluste, ethnische wie soziale Zusammensetzung der Kornwestheimer Bevölkerung (jüdische Einwohner), militärische Präsenz in der Stadt u. a. mehr.

3.      Die Kriegswirtschaft und die damit verbundene menschliche Schicksalsdimension wie Zwangswirtschaft, Bereicherung und Profit durch Kriegsindustrie, Bombenschäden und –verluste.

4.      Die Folgen der NS-Zeit für die unmittelbare Nachkriegssituation im Ort: Mangelwirtschaft und Mangelverwaltung, Besatzung und Internierungslager, Wiedergutmachung, Heimatvertriebene, Wiederaufbau.

 

Zur fachlichen Umsetzung dieses Vorhabens gehören:

1.      Archivalische Recherchen im Stadtarchiv Kornwestheim, dem Pfarrarchiv Kornwestheim, dem Staatsarchiv und der Zentralen Stelle zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen in Ludwigsburg, im Kreisarchiv Ludwigsburg, dem Hauptstaatsarchiv Stuttgart, dem Wirtschaftsarchiv Hohenheim und dem Bundesarchiv in Koblenz. Hierzu gehören auch Recherchen in Firmen- und Vereinsarchiven, die Sichtung privater Unterlagen über die Grenzen Kornwestheims hinaus.

2.      Sicherung von relevantem Dokumentationsmaterial für die Kornwestheimer Stadtgeschichte (Behörden- und Firmenakten, Briefe, aussagekräftige Objekte aus der Gefangenschaft und der Deportation, Bildmaterial u. a. mehr.

3.      Interviews mit Zeitzeugen und Betroffenen sowie deren Nachfahren und die fachliche Sicherung solcher Gespräche nach den Vorgaben der Oral History-Forschung.

4.      Wissenschaftliche Aufarbeitung des zusammengetragenen Materials in sinnstiftender zukunftsorientierter Auslegung eines Zeitgeschehens, hinter dem das „Nie wieder!“ stehen sollte.

 

Endergebnis und Ziel:

 

Ein publikationsreifer Text von wenigsten 70 – 100 Seiten Umfang, systematische Ordnung der zusammengetragenen Dokumente und ihre Übergabe an das Museum bzw. an das Stadtarchiv Kornwestheim.

 

B. Vergabe eines Forschungsauftrags

Für die optimale inhaltliche Aufteilung und Bewältigung des Arbeitsvolumens bedeutet das: 15 Monate – Recherche und Zusammentragen der Dokumente und Objekte; 15 Monate – Selektion, Transkription und wissenschaftliche Aufarbeitung des vorhandenen Materials, darüber hinaus kleinere Nachrecherchen, die sich bei der Ausarbeitung der Dokumente als notwendig herausstellen. Schriftliche Fixierung der aufgenommenen Berichte von Zeitzeugen. 6 Monate – Endfassung der Texte, Bearbeitung des Fotomaterials und Vorbereitung für die Veröffentlichung.

 

Für die zeitaufwändige Erforschung dieser Themen sollte ein wissenschaftlicher Werkvertrag an eine/n Historiker/-in mit abgeschlossenem Geschichtsstudium und einschlägigen Kenntnissen in Zeitgeschichte für die Dauer von 3 Jahren mit einer Gesamtvergütung von 90.000 Euro brutto vergeben werden (d. h. 2.500 Euro/Monat). Zusätzlich müssen ca. 10.000 Euro für die anfallenden Reisekosten bereitgestellt werden.

 

Projektverantwortliche und Ansprechpartnerin für den/die Vertragsnehmer/-in ist die

Museumsleiterin Frau Dr. Irmgard Sedler. In beratender Funktion ist außerdem die Stadtarchivarin Frau Natascha Richter M.A. beteiligt.

 

 

 

 

 


Anlagen:

Nicht alle Anlagen sind öffentlich. (Internet)
Keine Anlagen