Betreff:
Antrag
der SPD vom November 2011 zum Haushalt 2012: Forschungsauftrag zur
Stadtgeschichte für die Jahre 1930 – 1945
Anlage(n):
Mitzeichnung
Beschlussvorschlag:
Der Vergabe eines Forschungsauftrags über die Kornwestheimer
Geschichte in den Jahren 1930 – 1949 zuzustimmen.
Beratungsfolge:
Vorlage an
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zur
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Sitzungsart
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Sitzungsdatum
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Beschluss
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Verwaltungs-
und Finanzausschuss
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Beschlussfassung
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öffentlich
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05.07.2012
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Finanzielle Auswirkungen
HHJ
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Finanzposition
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Betrag
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Plan
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Auswirkungen
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Erläuterungen
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bis 2015
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1.3212.5880
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100.000,00
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Üpl
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2012 ca. 10.000 EUR
2013 ca. 35.000 EUR
2014 ca. 32.000 EUR
2015 ca. 23.000 EUR
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Die noch im HHJ 2012
anfallenden Kosten sind überplanmäßig. Die Mittel für die Jahre 2013 - 2015
werden regulär für die Haushaltspläne angemeldet und über die Bereitstellung
im Rahmen der Haushaltsplanberatungen entschieden.
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Deckungsvorschlag:
HHJ
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Finanzposition
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Betrag
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Auswirkungen
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Erläuterungen
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2012
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2 A 21130004.9400
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10.000,00
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Nicht abgerufene
Mittel zur Sanierung der Turnhalle Silcherschule
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Sachdarstellung und
Begründung:
Der Verwaltungs- und Finanzausschuss hat aufgrund des
Antrags der SPD in seiner Sitzung am 8.12.2011 „empfohlen […], für die Zeit von
1930 – 1945 die Kosten für einen gesonderten Forschungsauftrag zunächst zu
ermitteln und dann ggf. separat im Jahr 2012 hierüber zu beraten.“
A. Ausgangssituation, Aufgabe und Ziel der Tätigkeit
Anlässlich der Recherchen zur
Jubiläumsausstellung „Von Jakob Sigle & Cie zu Salamander“ offenbarte sich
deutlich das Fehlen einer systematischen sachlich-fachlichen Aufarbeitung der
Kornwestheimer Stadtgeschichte aus zeitgenössischer Sicht. Vor allem fehlt die
Dokumentation über die schicksalsschweren Jahre der NS-Zeit. In diesem
Zusammenhang ist es sinnvoll, den Auftrag an einen auf die Zeitgeschichte
spezialisierten Historiker zu vergeben.
Zu dessen Aufgabenbereich gehört:
1.
Die
Hinterfragung des Verhaltens und des Wirkens aller stadtgeschichtlich und
gesellschaftlich relevanten Institutionen und deren Vertretern aus allen
wichtigen Bereichen der Öffentlichkeit und des gesellschaftlichen Lebens in
Kornwestheim: Verwaltung und Parteien, Kirche und Schule, Eisenbahn Vereine,
Industrie und Handel.
2.
Die
Auswirkungen des Zeitgeschehens auf lokaler Ebene wie staatliche Einmischung,
Krieg und menschliche Verluste, ethnische wie soziale Zusammensetzung der
Kornwestheimer Bevölkerung (jüdische Einwohner), militärische Präsenz in der
Stadt u. a. mehr.
3.
Die
Kriegswirtschaft und die damit verbundene menschliche Schicksalsdimension wie
Zwangswirtschaft, Bereicherung und Profit durch Kriegsindustrie, Bombenschäden
und –verluste.
4.
Die
Folgen der NS-Zeit für die unmittelbare Nachkriegssituation im Ort:
Mangelwirtschaft und Mangelverwaltung, Besatzung und Internierungslager,
Wiedergutmachung, Heimatvertriebene, Wiederaufbau.
Zur fachlichen Umsetzung dieses
Vorhabens gehören:
1.
Archivalische
Recherchen im Stadtarchiv Kornwestheim, dem Pfarrarchiv Kornwestheim, dem
Staatsarchiv und der Zentralen Stelle zur Aufklärung nationalsozialistischer
Verbrechen in Ludwigsburg, im Kreisarchiv Ludwigsburg, dem Hauptstaatsarchiv
Stuttgart, dem Wirtschaftsarchiv Hohenheim und dem Bundesarchiv in Koblenz.
Hierzu gehören auch Recherchen in Firmen- und Vereinsarchiven, die Sichtung
privater Unterlagen über die Grenzen Kornwestheims hinaus.
2.
Sicherung
von relevantem Dokumentationsmaterial für die Kornwestheimer Stadtgeschichte
(Behörden- und Firmenakten, Briefe, aussagekräftige Objekte aus der
Gefangenschaft und der Deportation, Bildmaterial u. a. mehr.
3.
Interviews
mit Zeitzeugen und Betroffenen sowie deren Nachfahren und die fachliche
Sicherung solcher Gespräche nach den Vorgaben der Oral History-Forschung.
4.
Wissenschaftliche
Aufarbeitung des zusammengetragenen Materials in sinnstiftender
zukunftsorientierter Auslegung eines Zeitgeschehens, hinter dem das „Nie
wieder!“ stehen sollte.
Endergebnis und Ziel:
Ein publikationsreifer Text von
wenigsten 70 – 100 Seiten Umfang, systematische Ordnung der zusammengetragenen
Dokumente und ihre Übergabe an das Museum bzw. an das Stadtarchiv Kornwestheim.
B. Vergabe eines Forschungsauftrags
Für die optimale inhaltliche
Aufteilung und Bewältigung des Arbeitsvolumens bedeutet das: 15 Monate – Recherche und
Zusammentragen der Dokumente und Objekte; 15
Monate – Selektion, Transkription und wissenschaftliche Aufarbeitung des
vorhandenen Materials, darüber hinaus kleinere Nachrecherchen, die sich bei der
Ausarbeitung der Dokumente als notwendig herausstellen. Schriftliche Fixierung
der aufgenommenen Berichte von Zeitzeugen. 6
Monate – Endfassung der Texte, Bearbeitung des Fotomaterials und
Vorbereitung für die Veröffentlichung.
Für die zeitaufwändige Erforschung
dieser Themen sollte ein wissenschaftlicher Werkvertrag an eine/n
Historiker/-in mit abgeschlossenem Geschichtsstudium und einschlägigen
Kenntnissen in Zeitgeschichte für die Dauer von 3 Jahren mit einer Gesamtvergütung
von 90.000 Euro brutto vergeben werden (d. h. 2.500 Euro/Monat). Zusätzlich
müssen ca. 10.000 Euro für die anfallenden Reisekosten bereitgestellt werden.
Projektverantwortliche und
Ansprechpartnerin für den/die Vertragsnehmer/-in ist die
Museumsleiterin Frau Dr. Irmgard
Sedler. In beratender Funktion ist außerdem die Stadtarchivarin Frau Natascha
Richter M.A. beteiligt.