Vorlage-Nr.:

75/2013

Az.:

1 Tobias Habermann

Datum:

25.02.2013



Bürgermeisteramt

 

 

 

Sitzungsvorlage

 

 

 

Gremium:

Sozialausschuss

Am:

06.03.2013

 

 

Betreff:

Audit familiengerechte Kommune

 

 

Anlage(n):

Mitzeichnung

 

 

Beschlussvorschlag:

Der Sozialausschuss beauftragt die Oberbürgermeisterin, am Audit Familiengerechte Kommune teilzunehmen und eine Kooperationsvereinbarung mit dem gemeinnützigen Verein „Familiengerechte Kommune e.V.“ abzuschließen.

 

Beratungsfolge:

 

Vorlage an

 

zur

 

Sitzungsart

 

Sitzungsdatum

 

Beschluss

 

 

 

 

 

Sozialausschuss

Beschlussfassung

öffentlich

06.03.2013

 

 

 

Finanzielle Auswirkungen

HHJ

Finanzposition

Betrag

Plan

Auswirkungen

Erläuterungen

 

 

 

 

 

 

2013

11.14.10 - 4291000

20.000,00

 

 

 

 

 

Deckungsvorschlag:

Entfällt

 


 

 

 

Sachdarstellung und Begründung:

 

Begründung

Die Stadt Kornwestheim versteht sich als familien- und bildungsfreundliche Kommune sowie als Stadt für alle Generationen. Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und dem zunehmenden Standortwettbewerb um mobile Unternehmen und Familien gewinnt die Gestaltung familiengerechter Lebensbedingungen besondere Bedeutung. Mit dem prosperierenden Wirtschaftsstandort Kornwestheim muss einhergehen, dass hier die Menschen neben beruflichen Perspektiven auch ein lebenswertes Umfeld finden. Um dies dauerhaft zu gewährleisten, ist es erforderlich, die Familienpolitik und die familienrelevanten Angebote regelmäßig an die aktuellen Entwicklungen anzupassen.

Darüber hinaus sind die Kornwestheimer Familien das wichtigste soziale Netzwerk der Stadt. Aus diesem Grund hat die Unterstützung aller Familien in ihren sozialen und wirtschaftlichen Beziehungen einen hohen Stellenwert. In Kornwestheim sollen sich Menschen aller Altersgruppen wohl fühlen.

Um die Bedarfe und Interessen von jungen und älteren Menschen zu berücksichtigen wird in Kornwestheim die soziale Infrastruktur für Familien stetig weiter entwickelt. Dabei wurden bereits viele notwendige Maßnahmenpakete im Dialog mit den lokalen Akteuren aus Politik, Verwaltung, sozialen und wirtschaftlichen Interessenvertretern, gesellschaftlichen Gruppen und Vertretern der Bürgerschaft entwickelt und umgesetzt. Auf einem guten Weg zu sein, bedeutet jedoch noch nicht, am Ziel zu sein. Das Audit Familiengerechte Kommune kann der Stadt Kornwestheim dabei helfen,

·         die Kornwestheimer Familienpolitik zu systematisieren und strategisch weiter zu entwickeln

·         die Zielorientierung in der Kornwestheimer Stadtentwicklung zu schärfen,

·         bestehende Aktivitäten unterschiedlicher Akteure besser zu vernetzen,

·         Familien und Bürgerschaft in einen solchen Prozess als aktive Partner zu gewinnen und damit

·         die Familienpolitik der Stadt insgesamt wirkungsvoller und effizienter zu gestalten. 

 

Dies kann in Kornwestheim beispielsweise unter folgenden speziellen Aspekten durchgeführt werden:

Standortpolitik

Familiengerechtigkeit, Vereinbarkeit von Familie und Beruf, gut organisierte Übergänge innerhalb der Bildungskette und zwischen Schule und Beruf sowie die Ausbildungsfähigkeit der jungen Menschen stellen wichtige Faktoren der Standortqualität für Kornwestheimer Unternehmen dar. Stichwort: Bekämpfung des Fachkräftemangels.

 

 

Lebensqualität

Familiengerechtigkeit in Wohnumfeld, Freizeitgestaltung und städtischer Kultur ist ein zunehmend wichtiges Argument bei der Abwägung, wo mobile, leistungsfähige Mittelschicht-Familien ihren Wohnort wählen. Daher kann eine Auditierung auch die Attraktivität Kornwestheims für Familien steigern und somit Zu- bzw. Abwanderungssalden positiv beeinflussen.

Soziale Stabilität und Zusammenhalt der Stadtgesellschaft

Familiengerechtigkeit bedeutet auch Gerechtigkeit. Frühe Förderung und Bildung, Prävention, Gesundheitsschutz, Vermeidung von Familien- und Kinderarmut sind Aufgaben der Kommune, die sowohl gesellschaftlich immer drängender werden als auch wirtschaftlich für eine Kommune immer höhere Bedeutung erlangen, Stichwort „steigende Sozialkosten“.

Interkommunaler Wettbewerb um Einwohner und Unternehmen

Das Audit kann auch dazu genutzt werden, um zunächst substanziell von der Leistungsseite her einen Standortvorteil gegenüber angrenzenden Kommunen zu erlangen. Ebenso sollte aber auch der Image-Gewinn, der durch das Zertifikat entsteht, aktiv für das Standortmarketing verwendet werden.

 

Zusammenfassend: Das „Audit Familiengerechte Kommune“ zielt darauf ab, die Potenziale der wechselseitigen Beziehung von Lebensqualität für Familien und Standortpolitik für die Unternehmen in Form einer strategisch angelegten Win-Win-Situation für die gesamte Kommune auszuschöpfen.

 

Entwicklung und Träger des Auditierungsverfahrens

Das Auditierungsverfahren wurde im Jahr 2008 von der Bertelsmann Stiftung, der berufundfamiliegGmbH der Hertie-Stiftung und dem Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport (MFKJKS) des Landes Nordrhein-Westfalen entwickelt und modellhaft in NRW und Baden-Württemberg umgesetzt. Acht nordrhein-westfälische Pilotkommunen haben sich dem Prozess erfolgreich gestellt und im Juli 2010 das Zertifikat „Familiengerechte Kommune“ verliehen bekommen: Aachen, Altena, Düsseldorf, Emsdetten, Gladbeck, Kreuztal, Lippstadt und Rödinghausen,Vier baden-württembergische Kommunen wurden anschließend im Rahmen einer gemeinsamen Pilotphase mit dem baden-württembergischen Sozialministerium auditiert: Weinstadt, Igersheim, Mauer und Berghaupten.

Im März 2011 haben Vertreter der Bertelsmann Stiftung gemeinsam mit hochrangigen familienpolitischen Experten aus der Ruhr-Universität Bochum den gemeinnützigen Familiengerechte Kommune e.V. gegründet, um das Instrument bundesweit anzubieten. Die Geschäftsstelle des Vereins hat ihren Sitz in Bochum. Erster Vorsitzender des Vereins ist Prof. Dr. Klaus Peter Strohmeier, Inhaber des Lehrstuhls für Soziologie / Stadt und Region, Familie, zweite Vorsitzende ist Dr. Kirsten Witte, Leiterin des Programms „LebensWerte Kommune“ in der Bertelsmann Stiftung.

Das Audit Familiengerechte Kommune selbst ist von den Finanzbehörden als gemeinnützige Aktivität des Vereins anerkannt und beinhaltet keine Beratung, sondern die Kooperation zwischen der Kommune und dem Verein als gleichwertige Partner.

Verwaltungsintern obliegt dem Fachbereich Bürger und Soziales die Durchführung des Projektes. Da das Projekt mit vorhandenem Personal durchgeführt werden soll, entstehen zunächst keine zusätzlichen Personalkosten.

In der dreijährigen Umsetzungsphase berichtet die Stadt Kornwestheim jährlich dem Verein Familiengerechte Kommune über den aktuellen Entwicklungsstand. Nach drei Jahren kann auf Wunsch der Stadt Kornwestheim ein Bilanzierungsprozess durchgeführt werden, der die inhaltlichen Entwicklungen im Rahmen der Erst-Auditierung konsolidiert und verstetigt und zum Erhalt des Zertifikats für weitere drei Jahre führt.

 

Gegenstand des Auditierungsverfahrens

Im Audit werden folgende sechs Handlungsfelder untersucht:

1. Steuerung, Vernetzung und Nachhaltigkeit

2. Familie und Arbeitswelt, Betreuung

3. Bildung und Erziehung

4. Beratung und Unterstützung

5. Lebensqualität und Wohnumfeld

6. Senioren und Generationen.

 

Prozessbeteiligung im Auditierungsverfahren

Der Träger „Familiengerechte Kommune e.V.“ begleitet den Zertifizierungsprozess mit lizenzierten Auditorinnen und Auditoren. In der Umsetzungsphase ist der Verein „Familiengerechte Kommune e.V.“ u.a. für die Pflege des Netzwerkes der Audit-Kommunen verantwortlich. Er übernimmt die Moderation und die fachliche Leitung gemeinsamer Treffen für den Austausch ebenso wie die Fortbildung der Akteure. 

Ablauf des Auditierungsverfahrens

Das Verfahren zur Auditierung setzt sich aus mehreren Phasen zusammen. In dem einjährigen Prozess werden familienpolitische Strategien entwickelt, mit hoher Verbindlichkeit beschlossen und z.T. bereits umgesetzt.

Analyse

Familienpolitische Strategien orientieren sich an der konkreten Ausgangslage, daher stehen am Anfang eine ausführliche Bestandsaufnahme und Analyse der Kornwestheimer Rahmenbedingungen.

Strategieworkshop

Im Rahmen eines anschließenden Strategieworkshops werden wesentliche Ziele und Schwerpunkte des weiteren Verfahrens unter Beteiligung des vom AKJF gebildeten Unterausschusses „Familiengerechte Kommune“ erarbeitet.

Beteiligungsphase

Der Prozess wird in die Kornwestheimer Öffentlichkeit getragen, um auf eine breite gesellschaftliche Basis gestellt zu werden. Verbände, Experten, Interessenvertreter, Unternehmen und vor allem Bürgerinnen und Bürger werden motiviert, sich in themenbezogenen Workshops mit ihrer Expertise und guten Ideen einzubringen.

Zielvereinbarungsworkshop

Hier werden unter Beteiligung des Unterausschusses „Familiengerechte Kommune“ die bisherigen Ergebnisse zusammengetragen, um daraus konkrete Ziele und Maßnahmen abzuleiten. Diese sind Hauptgegenstand der abschließenden Begutachtung und Zertifizierung.

Gemeinderatsbeschluss

Das Audit will ein hohes Maß an Verbindlichkeit erreichen. Erst ein weiterer Ratsbeschluss macht die im Zielvereinbarungsworkshop getroffenen Absprachen verbindlich.

Zertifizierung

Über die Vergabe des Zertifikats “Familiengerechte Kommune” entscheidet eine unabhängige Jury anhand transparenter, öffentlich zugänglicher Kriterien. Basis der abschließenden Beurteilung sind die vom Gemeinderat beschlossenen Ziele und Maßnahmen.

Anschließend erfolgt eine dreijährige Phase, in der die Ziele und Maßnahmen umgesetzt werden.

 

Finanzielle Auswirkungen

Die für das gemeinnützige Auditierungsverfahren notwendige Kostenbeteiligung beträgt 19.250,00 Euro (inkl. 7 % Mehrwertsteuer).

 

Das Auditierungsverfahren beginnt voraussichtlich im April 2013

 

 

 


Anlagen:

Nicht alle Anlagen sind öffentlich. (Internet)
Keine Anlagen