Vorlage-Nr.:

222/2012

Az.:

044 Cordula Wohnhas

Datum:

04.07.2012



Bürgermeisteramt

 

 

 

Sitzungsvorlage

 

 

 

Gremium:

Ausschuss für Umwelt und Technik

Am:

10.07.2012

 

 

Betreff:

Energieoptimiertes Bauen im öffentlichen Raum

 

 

Anlage(n):

Mitzeichnung

Kostenrechnung Ernst-Sigle-Gymnasium

 

 

Beschlussvorschlag:

1.      Die Erläuterungen von Dipl.Ing. Pia Regner zur Umsetzung des Passivhausstandards in verschiedenen öffentlichen Gebäuden werden zur Kenntnis genommen.

2.      Der Erweiterung des Ernst-Sigle-Gymnasiums mit Neubau Turnhalle im sogenannten Passivhausstandard wird bei geschätzten Mehrkosten von 5 % zugestimmt.

3.      Das Büro ING+ARCH, Ehingen wird mit dem Energiekonzept zur Erweiterung des Ernst-Sigle-Gymnasiums mit Neubau Turnhalle beauftragt. Die Honorarkosten liegen bei 61.013,88,- Euro brutto.

 

Beratungsfolge:

 

Vorlage an

 

zur

 

Sitzungsart

 

Sitzungsdatum

 

Beschluss

 

 

 

 

 

Ausschuss für Umwelt und Technik

Beschlussfassung

öffentlich

10.07.2012

 

 

 

 


 

Sachdarstellung und Begründung:

 

Öffentliches Bauen hat Vorbildcharakter. Neben Ästhetik und Funktionalität treten Anforderungen wie Nachhaltigkeit sowie wirtschaftliche Aspekte immer stärker in den Vordergrund. Die Entwicklung von Modulbauweisen, ein hoher Vorfertigungsgrad und die Anwendung des Passivhausstandards sind Antworten auf die Fragen der Zukunft.

Bei Sanierungen und Neubauten sollten Kommunen im Sinne des Klimaschutzes handeln und zukunftsweisende Energiekonzepte und Energiestandards realisieren. Insbesondere beim Neubau öffentlicher Gebäude sind neben einer optimalen Aufgabenerfüllung des Gebäudes und einer möglichst niedrigen finanziellen Belastung der Kommune auch die CO2-Minimierung beim Energieverbrauch frühzeitig in die Planungen mit aufzunehmen. Im Sinne eines "nachhaltigen Bauens" gilt es dabei auch zu entscheiden, inwieweit die Kommune sich selbst verpflichtet über den aktuellen Mindeststandard der Energieeinsparverordnung (EnEV2009) hinaus ambitionierte energetische Zielwerte umzusetzen. Aktuell setzt die Stadt Kornwestheim die Energieeinsparverordnung verschärft um 20 % um, beispielsweise bei der Erweiterung der Eugen-Bolz-Schule.

Beispiele aus anderen Kommunen

Da es inzwischen zahlreiche Städte und Gemeinden gibt, die mit gutem Beispiel vorangegangen sind, finden sich hinsichtlich Funktionalität, Praxiserfahrung und Mehrkosten bei Realisierung beispielsweise des Passivhausstandards bei öffentlichen Gebäuden konkrete Beispiele die belegen, dass es sich sowohl ökologisch als auch ökonomisch „lohnt“, diesen Weg zu gehen. Die kürzlich im Rathaus gezeigte Passivhausaustellung mit begleitenden Vorträgen hat dies auf anschauliche Weise gezeigt. Kornwestheims frühere Baubürgermeisterin (heute Baubürgermeisterin in Waiblingen) hat die Vorteile dieser Bauweise bei ihrem Vortrag treffend zum Ausdruck gebracht: „Wir würden es wieder tun“, so das Fazit von Birgit Priebe zur ersten Passivhausschule der Stadt Waiblingen.

Die Stadt Frankfurt a.M. (Passivhausstandard seit 2007) und beispielsweise auch das Land Bayern realisieren inzwischen alle Neubauten im Passivhausstandard. Viele andere Kommunen sind diesem Beispiel gefolgt. auch die Stadt Ludwigsburg hat vor wenigen Wochen einen Beschluss gefasst, künftig im Neubau den Passivhausstandard anzustreben.

Künftige gesetzliche Anforderungen

Hinzu kommen die immer höher werdenden Anforderungen des Gesetzgebers zur Verringerung des Energiebedarfs und zum Einsatz erneuerbarer Energien. So wird in der kommenden Energieeinsparverordnung (2012/2013) mit einer weiteren Verschärfung um 30 % gerechnet.

Laut Vorgaben der Europäischen Union sollen das Passivhaus und Fast-Null-Energiehaus EU-weit zum Standard werden. Dieses fordert ab 2020 die novellierte »EU-Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden« für öffentliche Neubauten.

 

Kosten-Nutzen-Vergleich

 

Die Beurteilung der Folgekosten eines Gebäudes (Lebenszykluskosten) ist dabei sehr wichtig, da diese nicht zuletzt mit steigenden Energiepreisen künftig noch stärker ins Gewicht fallen werden. Im Rahmen des Bauinvestitionscontrollings hat die Kämmerei deshalb die Vollkostenrechnung bei Neubauten eingeführt.

Nach den Erfahrungen beispielsweise der Stadt Frankfurt a.M.aus zahlreichen Passivhausbauvorhaben der letzten Jahre liegen die tatsächlichen Mehrkosten für die Investition in den Passivhausstandard im Durchschnitt bei 5 % und maximal bei 10 %. Dabei gilt, dass größere Gebäude i.d.R. mit geringeren spezifischen Mehrkosten zum Passivhaus gemacht werden können, da durch Zusammenfassung und Zentralisierung von z.B. Haustechnikelementen Kosten reduziert werden können. Diese verbleibenden Mehrkosten werden während der Lebensdauer der Gebäude durch die erzielbaren Energieeinsparungen gedeckt.

 

Beispiel Erweiterung Ernst-Sigle-Gymnasium mit Neubau Turnhalle

Wie die o.g. Ausführungen zeigen, entwickelt sich die Zielsetzung für neue öffentliche Gebäude immer stärker in Richtung Niedrigstenergiehaus bzw. Passivhaus.

Die Verwaltung schlägt deshalb nach intensiver Prüfung vor, diesen Weg bei der Erweiterung des Ernst-Sigle-Gymnasiums mit Neubau Turnhalle einzuschlagen. Bei der Umsetzung wird mit geschätzten Mehrkosten beim Bau in der Größenordnung von ca. 5 % gerechnet. Diesen stehen erhebliche Einsparungen bei den Lebenszykluskosten (siehe beil. Berechung der Kämmerei) gerechnet über 40 Jahre gegenüber.

Außerdem erscheint es aus Sicht der Verwaltung für ein Schulgebäude im Sinne der Nachhaltigkeit und Vorsorge für die künftigen Generationen besonders wichtig, hier auch eine Sensibilisierung über das Schulgebäude selbst zu betreiben. Häufig wird dem städtischen Energiemanagement im Zuge der Nutzersensibilisierung „vorgeworfen“, dass der Nutzer zum Sparen angehalten wird, aber die Gebäude in denen Energie eingespart werden soll, Energieschleudern gleichen.

 

Weitere Vorgehensweise

Frau Dipl. Ing. Pia Regner vom Planungsbüro ING+ARCH, Ehingen hat das Stadtbauamt im Vorfeld der heutigen Beschlussfassung beraten und wird in der Sitzung ihre umfänglichen Erfahrungen und Ergebnisse aus der Umsetzung von öffentlichen Passivhausbauten mündlich vorstellen.

Frau Regner bestätigt die Erfahrungen der Stadt Frankfurt a. M., dass sich öffentliche Gebäude mit relativ geringen Mehrkosten (5% und sogar darunter) im Passivhausstandard realisieren lassen.

Aufgrund der Vielzahl an Großprojekten, die das Büro ING+ARCH bereits energieoptimiert umgesetzt hat, schlägt die Verwaltung vor, das Büro ING+ARCH mit dem Energiekonzept für den Erweiterungsbau zu beauftragen nicht zuletzt mit dem Ziel dabei möglichst geringe Mehrkosten für eine energetische Optimierung zu generieren. Die Honorarkosten für das Energiekonzept liegen bei ca. 61.013,88 Euro brutto. Im Gegenzug entfällt die Beauftragung eines Bauphysikers.

Parallel zu den weiteren Planungen wird sich die Verwaltung um Fördermittel für die Umsetzung des Passivhausstandards beim Ernst-Sigle-Gymnasium bemühen.

Über die Bereitstellung zusätzlich erforderlicher Haushaltsmittel für 2013 wird im Zuge der Haushaltsberatungen entschieden.

 

 

 


Anlagen:

Nicht alle Anlagen sind öffentlich. (Internet)
Ernst-Sigle-Gym, Passiv 15.06.2012.pdf