Betreff:
Energieoptimiertes
Bauen im öffentlichen Raum
Anlage(n):
Mitzeichnung
Kostenrechnung Ernst-Sigle-Gymnasium
Beschlussvorschlag:
1.
Die
Erläuterungen von Dipl.Ing. Pia Regner zur Umsetzung des Passivhausstandards in
verschiedenen öffentlichen Gebäuden werden zur Kenntnis genommen.
2.
Der
Erweiterung des Ernst-Sigle-Gymnasiums mit Neubau Turnhalle im sogenannten
Passivhausstandard wird bei geschätzten Mehrkosten von 5 % zugestimmt.
3.
Das
Büro ING+ARCH, Ehingen wird mit dem Energiekonzept zur Erweiterung des
Ernst-Sigle-Gymnasiums mit Neubau Turnhalle beauftragt. Die Honorarkosten
liegen bei 61.013,88,- Euro brutto.
Beratungsfolge:
Vorlage an
|
zur
|
Sitzungsart
|
Sitzungsdatum
|
Beschluss
|
|
|
|
|
|
Ausschuss
für Umwelt und Technik
|
Beschlussfassung
|
öffentlich
|
10.07.2012
|
|
Sachdarstellung und
Begründung:
Öffentliches
Bauen hat Vorbildcharakter. Neben Ästhetik und Funktionalität treten
Anforderungen wie Nachhaltigkeit sowie wirtschaftliche Aspekte immer stärker in
den Vordergrund. Die Entwicklung von Modulbauweisen, ein hoher
Vorfertigungsgrad und die Anwendung des Passivhausstandards sind Antworten auf die
Fragen der Zukunft.
Bei Sanierungen und Neubauten sollten Kommunen im Sinne des
Klimaschutzes handeln und zukunftsweisende
Energiekonzepte und Energiestandards realisieren. Insbesondere beim
Neubau öffentlicher Gebäude sind neben einer optimalen Aufgabenerfüllung des
Gebäudes und einer möglichst niedrigen finanziellen Belastung der Kommune auch
die CO2-Minimierung beim Energieverbrauch frühzeitig in die
Planungen mit aufzunehmen. Im Sinne eines "nachhaltigen Bauens" gilt
es dabei auch zu entscheiden, inwieweit die Kommune sich selbst verpflichtet über
den aktuellen Mindeststandard der Energieeinsparverordnung (EnEV2009) hinaus
ambitionierte energetische Zielwerte umzusetzen. Aktuell setzt die Stadt Kornwestheim
die Energieeinsparverordnung verschärft um 20 % um, beispielsweise bei der
Erweiterung der Eugen-Bolz-Schule.
Beispiele aus anderen Kommunen
Da es inzwischen zahlreiche Städte und Gemeinden gibt, die mit gutem
Beispiel vorangegangen sind, finden sich hinsichtlich Funktionalität,
Praxiserfahrung und Mehrkosten bei Realisierung beispielsweise des
Passivhausstandards bei öffentlichen Gebäuden konkrete Beispiele die belegen,
dass es sich sowohl ökologisch als auch ökonomisch „lohnt“, diesen Weg zu
gehen. Die kürzlich im Rathaus gezeigte Passivhausaustellung mit begleitenden
Vorträgen hat dies auf anschauliche Weise gezeigt. Kornwestheims frühere
Baubürgermeisterin (heute Baubürgermeisterin in Waiblingen) hat die Vorteile
dieser Bauweise bei ihrem Vortrag treffend zum Ausdruck gebracht: „Wir würden
es wieder tun“, so das Fazit von Birgit Priebe zur ersten Passivhausschule der
Stadt Waiblingen.
Die Stadt Frankfurt a.M. (Passivhausstandard seit 2007) und
beispielsweise auch das Land Bayern realisieren inzwischen alle Neubauten im
Passivhausstandard. Viele andere Kommunen sind diesem Beispiel gefolgt. auch
die Stadt Ludwigsburg hat vor wenigen Wochen einen Beschluss gefasst, künftig
im Neubau den Passivhausstandard anzustreben.
Künftige gesetzliche Anforderungen
Hinzu kommen die immer höher werdenden Anforderungen des Gesetzgebers
zur Verringerung des Energiebedarfs und zum Einsatz erneuerbarer Energien. So
wird in der kommenden Energieeinsparverordnung (2012/2013) mit einer weiteren
Verschärfung um 30 % gerechnet.
Laut Vorgaben der Europäischen Union sollen das Passivhaus und Fast-Null-Energiehaus
EU-weit zum Standard werden. Dieses fordert ab 2020 die novellierte
»EU-Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden« für öffentliche Neubauten.
Kosten-Nutzen-Vergleich
Die Beurteilung der Folgekosten eines Gebäudes (Lebenszykluskosten) ist
dabei sehr wichtig, da diese nicht zuletzt mit steigenden Energiepreisen
künftig noch stärker ins Gewicht fallen werden. Im Rahmen des
Bauinvestitionscontrollings hat die Kämmerei deshalb die Vollkostenrechnung bei
Neubauten eingeführt.
Nach den Erfahrungen beispielsweise der Stadt Frankfurt a.M.aus
zahlreichen Passivhausbauvorhaben der letzten Jahre liegen die tatsächlichen
Mehrkosten für die Investition in den Passivhausstandard im Durchschnitt bei 5
% und maximal bei 10 %. Dabei gilt, dass größere Gebäude i.d.R. mit geringeren
spezifischen Mehrkosten zum Passivhaus gemacht werden können, da durch
Zusammenfassung und Zentralisierung von z.B. Haustechnikelementen Kosten
reduziert werden können. Diese verbleibenden Mehrkosten werden während der
Lebensdauer der Gebäude durch die erzielbaren Energieeinsparungen gedeckt.
Beispiel Erweiterung
Ernst-Sigle-Gymnasium mit Neubau Turnhalle
Wie die o.g. Ausführungen zeigen, entwickelt sich die Zielsetzung für
neue öffentliche Gebäude immer stärker in Richtung Niedrigstenergiehaus bzw.
Passivhaus.
Die Verwaltung schlägt deshalb nach intensiver Prüfung vor, diesen Weg
bei der Erweiterung des Ernst-Sigle-Gymnasiums mit Neubau Turnhalle
einzuschlagen. Bei der Umsetzung wird mit geschätzten Mehrkosten beim Bau in
der Größenordnung von ca. 5 % gerechnet. Diesen stehen erhebliche Einsparungen
bei den Lebenszykluskosten (siehe beil. Berechung der Kämmerei) gerechnet über
40 Jahre gegenüber.
Außerdem erscheint es aus Sicht der Verwaltung für ein Schulgebäude im
Sinne der Nachhaltigkeit und Vorsorge für die künftigen Generationen besonders
wichtig, hier auch eine Sensibilisierung über das Schulgebäude selbst zu
betreiben. Häufig wird dem städtischen Energiemanagement im Zuge der Nutzersensibilisierung
„vorgeworfen“, dass der Nutzer zum Sparen angehalten wird, aber die Gebäude in
denen Energie eingespart werden soll, Energieschleudern gleichen.
Weitere Vorgehensweise
Frau Dipl. Ing. Pia Regner vom Planungsbüro ING+ARCH, Ehingen hat das
Stadtbauamt im Vorfeld der heutigen Beschlussfassung beraten und wird in der
Sitzung ihre umfänglichen Erfahrungen und Ergebnisse aus der Umsetzung von
öffentlichen Passivhausbauten mündlich vorstellen.
Frau Regner bestätigt die Erfahrungen der Stadt Frankfurt a. M., dass
sich öffentliche Gebäude mit relativ geringen Mehrkosten (5% und sogar
darunter) im Passivhausstandard realisieren lassen.
Aufgrund der Vielzahl an Großprojekten, die das Büro ING+ARCH bereits
energieoptimiert umgesetzt hat, schlägt die Verwaltung vor, das Büro ING+ARCH
mit dem Energiekonzept für den Erweiterungsbau zu beauftragen nicht zuletzt mit
dem Ziel dabei möglichst geringe Mehrkosten für eine energetische Optimierung
zu generieren. Die Honorarkosten für das Energiekonzept liegen bei ca. 61.013,88
Euro brutto. Im Gegenzug entfällt die Beauftragung eines Bauphysikers.
Parallel zu den weiteren Planungen wird sich die Verwaltung um
Fördermittel für die Umsetzung des Passivhausstandards beim
Ernst-Sigle-Gymnasium bemühen.
Über die Bereitstellung zusätzlich erforderlicher Haushaltsmittel für
2013 wird im Zuge der Haushaltsberatungen entschieden.