Betreff:
Weiterentwicklung
der Ganztagesbetreuung an Kornwestheimer Schulen
Anlage(n):
Mitzeichnung
1. Übersicht über das Ganztagesprogramm an Kornwestheimer Schulen
2. Weiterentwicklung der Ganztagesbetreuung an
Kornwestheimer Schulen - Übersicht
3. Ganztagesschuleprogramm des Landes Baden-Württemberg
4. Antrag der Fraktion Freie Wähler/FDP zur Einrichtung
einer Ganztagesschule in Kornwestheim
Beschlussvorschlag:
1.
Vom
Sachstand Kenntnis zu nehmen.
2. Der bedarfsorientierten
Weiterentwicklung der Kornwestheimer Schulen zu Ganztagesschulen, soweit von
den schulischen Gremien beantragt, im Grundsatz zuzustimmen.
Beratungsfolge:
Vorlage an
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zur
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Sitzungsart
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Sitzungsdatum
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Beschluss
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Sozialausschuss
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Beschlussfassung
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öffentlich
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01.12.2010
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Finanzielle Auswirkungen
Entfällt
Deckungsvorschlag:
Entfällt
Sachdarstellung und
Begründung:
1. Aktueller Stand der offenen
Ganztagesbetreuung
In der Sitzung des Sozialausschusses
am 21.10.2009 wurde der letztmalige Jahresbericht über die offene
Ganztagesbetreuung an Kornwestheimer Schulen gegeben. Es war Wunsch des
Gremiums, zukünftig detaillierte Angaben über die betreuten Zeiten und die
durchschnittliche Aufwandsentschädigung für die Betreuer/innen je Schule zu
erhalten. Diese Angaben sind in der Anlage zusammengestellt. Im Vergleich zum
Vorjahr ist die Gesamtzahl der Jugendbegleiter von 120 auf 126 Personen
gestiegen. Die durchschnittliche Aufwandsentschädigung ist von 16,94 EUR auf
16,30 EUR gesunken. Mit 38 v. H. liegt die Gesamtteilnehmerzahl der
Schüler/innen auf einem ähnlichen Niveau wie in den Vorjahren. Bisher wurde
immer von knapp 40 v. H. ausgegangen. Die leichte Abweichung nach unten erklärt
sich vermutlich mit einerseits genaueren Zählungen – so werden nur noch
Schüler/innen und nicht mehr deren einzelne Teilnahmen gezählt – und mit den
auf ein Minimum zurückgefahrenen Angeboten der Eugen-Bolz-Förderschule.
Die Gesamthöhe der Landeszuschüsse
aus dem Jugendbegleiterprogramm beträgt im Schuljahr 2010/11 35.900 EUR.
Als Fördersumme der Stadt sind für
das Haushaltsjahr 2011 insgesamt 200.000 EUR beantragt. Deren Verteilung auf
die Schulen errechnet sich gemäß § 7 der Richtlinien über die Förderung der
offenen Ganztagesbetreuung an Kornwestheimer Schulen jährlich neu auf der
Grundlage der jeweiligen Schülerzahlen sowie einer bedarfsorientierten
Gewichtung nach Absprache der Schulleitungen untereinander. Nicht benötigte
Mittel stehen im Haushaltsjahr anderen Schulen zur Verfügung (interner
Ausgleich unter den Schulen).
Die weitere Förderung des
Jugendbegleiterprogramms durch das Land Baden-Württemberg nach dem Schuljahr
2010/11 ist derzeit noch nicht per Förderbescheid bestätigt. Über eine
Fortführung des Landesprogramms erhält die für die Programmverwaltung
zuständige Jugendstiftung vom Kultusministerium die mündliche Auskunft, dass
die Finanzmittel bis zum Schuljahr 2013/14 eingeplant seien. Es ist im Moment
also davon auszugehen, dass alle Modellschulen in diesem Zeitraum
weitergefördert werden.
2. Weiterentwicklung der Ganztagesbetreuung - Umfrageauswertung und Ausblick
Wir verweisen auf den Antrag der
Fraktion FW/FDP auf Einrichtung einer Ganztagesschule in Kornwestheim vom
20.09.2010, die Vorlage 349/2010 sowie die Beratungen hierzu im Verwaltungs-
und Finanzausschuss am 07.10.2010.
Grundsätzlich kann voraus geschickt
werden, dass bisher schon Ganztagesbetreuung in städtischen Einrichtungen (Kernzeit,
Hort, Ganztagesbetreuung), jedoch kostenpflichtig und mit wechselnden
Bezugspersonen und Betreuungsarten, möglich ist. Die Ganztagesschule ermöglicht
die verlässliche Betreuung aus einer Hand.
Die Kornwestheimer Schulleitungen
sowie die Abteilung Schulverwaltung entwickeln schon sehr lange gemeinsam die
Themen Ganztagesbetreuung und Weiterentwicklung der Kornwestheimer Schulen zu
Ganztagesschulen, wobei besonders die sich in baulicher, sächlicher und
pädagogischer Hinsicht ergebenden Erfordernisse im Fokus stehen. In den letzten
Jahren sind zusammen mit den Schulen und mit Unterstützung des Gemeinderats
bereits verschiedene Projekte umgesetzt worden.
So ist die Uhlandschule als Hauptschule mit besonderer pädagogischer und
sozialer Aufgabenstellung bereits seit dem Schuljahr 2000/01 anerkannte
Ganztagesschule und erhält pro Klasse, die am Ganztagesbetrieb teilnimmt, fünf
zusätzliche Lehrerwochenstunden, die das Land finanziert. Dies wurde
unverändert für die jetzige Werkrealschule übernommen. Um den geforderten
Mittagstisch anbieten zu können, hatte der Gemeinderat seinerzeit einem Anbau
an das Schulgebäude sowie einer übergangsweisen Nutzung der ehemaligen
Hauswirtschaftsschule für diesen Zweck bis zur Fertigstellung des Anbaus Anfang
2006 zugestimmt und entsprechende finanzielle Mittel im jeweiligen Haushalt
bereit gestellt.
Des Weiteren sind im Hinblick auf
das G8 und die Erweiterung der Ganztagesbetreuungsangebote Schulmensen am Ernst-Sigle-Gymnasium (Januar
2007) und an der Theodor-Heuss-Realschule
(März 2008) eingerichtet worden. Die Theodor-Heuss-Realschule hat mit einem
2010 fertig gestellten An- und Umbau zusätzlichen Schulraum erhalten. Für das
Ernst-Sigle-Gymnasium ist die Schaffung von weiteren Räumen für G8 im
Finanzplanungszeitraum bis 2012 vorgesehen.
Aktuell hat der Gemeinderat der
Erweiterung der Eugen-Bolz-Schule
(Grundschule und Förderschule) für eine Ganztagesbetreuung zugestimmt.
Um die Weiterentwicklung der
Kornwestheimer Schulen im Rahmen der Ganztagesbetreuung hin zu Ganztagesschulen
als Schulträger weiter unterstützen und entsprechend planen zu können, haben
wir im Mai 2010 den aktuellen Stand sowie die Entwicklungswünsche der
Kornwestheimer Schulen im Hinblick auf die Ganztagesbetreuung und
Ganztagesschule einschließlich pädagogischem Konzept abgefragt.
Grundsätzlich stehen alle
Schulleitungen der Weiterentwicklung zu Ganztagesschulen positiv gegenüber. Es
sind jedoch für die verschiedenen Schularten unterschiedliche Rahmenbedingungen
für die Einführung einer Ganztagesschule notwendig, die einerseits vom Land,
andererseits von der Stadt als Schulträger geschaffen werden müssen.
Grundschulen
Die Schulleitungen der
Kornwestheimer Grundschulen sehen für eine Einbringung des Themas in die
schulischen Gremien als erforderlich, dass das Ministerium für Kultus, Jugend
und Sport Baden-Württemberg ausreichend
Lehrerstunden für einen Ganztagesbetrieb zur Verfügung stellt (Zeitrahmen für
den Ganztagesbetrieb mindestens 4 Tage à 7 Zeitstunden). Die Stadt Kornwestheim
als Schulträger muss im Gegenzug, orientiert an den pädagogischen Konzepten der
Schulen, die für die ganztägige Betreuung notwendigen zusätzlichen Räume
schaffen sowie ein beaufsichtigtes Mittagessen zur Verfügung stellen.
Alle Grundschulen verfügen über ein
bedarfsorientiertes Kernzeitbetreuungsangebot im Zeitrahmen von 7.30 Uhr bis
14.00 Uhr.
Uhland-Werkrealschule
Die Uhland-Werkrealschule (früher
Hauptschule) ist bereits seit Schuljahr 2000/01 Ganztagsschule in
teilgebundener Form. Als Ganztagsschule mit besonderer pädagogischer
Aufgabenstellung wird Ganztagsbetreuung an 4 Tagen in der Woche mit mindestens
8 Zeitstunden angeboten. In der Schulmensa gibt es an 4 Tagen/ Woche ein warmes
Mittagessen (auch für die Schülerinnen und Schüler der Grundschule). Das Land
stellt pro Klasse, die am
Ganztagesbetrieb teilnimmt, fünf
zusätzliche Lehrerwochenstunden zur Verfügung. Der Ganztagesbetrieb wird ergänzt durch das
Jugendbegleiterprogramm und mit den hierfür im städtischen Haushalt zur
Verfügung gestellten Haushaltsmitteln finanziert.
Theodor-Heuss-Realschule
Die Theodor-Heuss-Realschule möchte
zum Schuljahr 2012/13 die Einrichtung einer Ganztagesschule in teilgebundener
Form beantragen. Hierfür sieht die Schule zusätzliche Sporthallenkapazitäten
als erforderlich, um den geforderten vierten Tag im Rahmen ihres pädagogischen
Konzeptes anbieten zu können. Sie ist bei der Umsetzung weiterhin auf die
städtischen Haushaltsmittel für die Ganztagesbetreuung angewiesen.
Ernst-Sigle-Gymnasium
Das Ernst-Sigle-Gymnasium strebt
nach einer Versuchsphase die Einführung einer Ganztagesschule in teilgebundener
Form zum Schuljahr 2012/13 an. Für das G8, aber auch im Hinblick auf die damit
verbundene Einrichtung einer Ganztagesschule, werden entsprechende zusätzliche
Räume benötigt, um den Anforderungen des Bildungsplans und des pädagogischen
Konzepts gerecht zu werden. Bereits heute bietet die Schule an fünf Tagen pro
Woche Ganztagesbetreuung sowie ein warmes Mittagsessen an. Auch in Zukunft sind
hierfür Jugendbegleiter und die finanzielle Unterstützung der Stadt notwendig.
Eugen-Bolz-Förderschule
Zum Schuljahr 2012/13
beziehungsweise nach Fertigstellung des Anbaus möchte die
Eugen-Bolz-Förderschule die Einrichtung einer Ganztagesschule in teilgebundener
Form beantragen. Mit dem Anbau werden zusätzliche Räume sowie eine Schulmensa
geschaffen, die Voraussetzung für den Ganztagesbetrieb sind. Für das
Ganztagesangebot an vier Tagen pro Woche werden zusätzliche personelle
Ressourcen benötigt und damit mehr Finanzierungsmittel als bisher abgerufen.
Eine detaillierte Übersicht ist als
Anlage beigefügt.
Fazit
Die Schullandschaft in Kornwestheim
ist mittelfristig ohne Ganztagesschulen nicht mehr vorstellbar.
Das Land Baden-Württemberg strebt
einen bedarfsorientierten Ausbau der Schulen zu Ganztagesschulen an mit dem
Ziel, bis 2015 insgesamt 40 Prozent der allgemein bildenden Schulen zu
Ganztagseinrichtungen auszubauen. Zudem sollen alle Gymnasien bei Vorliegen der
Genehmigungsvoraussetzungen auf Antrag als Ganztagesschule geführt werden.
Nach den derzeitigen Regelungen
verpflichtet sich die Kommune als Schulträger mit dem Antrag auf Einrichtung
einer Ganztagesschule, die Sachkosten für den Ganztagesbetrieb sowie die
Personalkosten für die Betreuung, auch in der Mittagsfreizeit und beim Mittagessen,
zu tragen.
Diese Personalkosten gehören zu den
pädagogischen und erzieherischen Aufgaben der Schulen und damit des Landes.
Eine Delegation dieser Kosten auf die Kommunen ist nur deshalb möglich, weil
die Einrichtung von Ganztagesschulen seitens des Landes seit Jahren als
unbefristeter Schulversuch läuft. Erst bei einer Verankerung der
Ganztagesschulen im Schulgesetz müsste das Land nach dem Konnexitätsprinzip als
auftragender Gesetzgeber und damit Verursacher für den finanziellen Ausgleich
der von ihm beauftragten Aufgaben sorgen. Daher hat der Städtetag die
Verankerung der Ganztagesschulen im Schulgesetz auch in seiner Vorlage zur
Tagung des Ausschusses für Schule, Kultur und Sport am 19.11.2010 in
Kornwestheim als Forderung an die künftige Landesregierung formuliert.
Die vom Land für die Ganztagsschule
zusätzlich zugewiesenen Lehrerdeputate reichen derzeit – so auch die einhellige
Aussage der Kornwestheimer Schulen - nicht aus, um die vorgegebenen Zeitstunden
pro Tag abzudecken. Hier setzt im Moment vor allem auch die Kritik der
Grundschulen an, die bei einem Ganztagesbetrieb naturgemäß die meisten Stunden
außerhalb des stundenplanmäßigen Unterrichts abdecken müssten, um die für die
Ganztagsschule notwendigen Zeitstunden anbieten zu können. Für diese über das
zugewiesene Lehrerdeputat hinaus gehenden Personalkosten müsste derzeit die
Stadt als Schulträger aufkommen.
Bei der geschilderten Rechtslage
müsste somit vor der Einrichtung weiterer Ganztagesschulen mit der jeweiligen
Schule geklärt werden, ob die bisher bereit gestellten Ganztagesmittel
auskömmlich sind, um die geforderten Zeitstunden abzudecken oder ob die Stadt
zusätzliche Finanzmittel hierfür bereitstellen muss. Dies bedarf einer
verbindlichen Klärung vorab, damit Schulträger und Eltern finanzielle
Sicherheit für die weiteren Planungen haben.
Insgesamt muss der weitere Ausbau
der Kornwestheimer Schulen zu Ganztagesschulen weiterhin bedarfsorientiert
erfolgen. Dazu ist es notwendig, die Wünsche der Schulen zu priorisieren und
entsprechend dieser Prioritäten umzusetzen.